Leiden an der Volksschule

Die Besorgnis vieler Eltern über den Zustand der öffentlichen Schulen wächst. Alternativen sind Homeschooling oder Privatschulen. Doch der Weg dahin ist oft steinig.

An sich hat die Idee der Volksschule durchaus christliche, v.a. pietistische Wurzeln. Es waren nämlich die Reformatoren, die in den Kirchenordnungen die Einrichtung von Schulen vorsahen. Die katholischen Gebiete zogen im 17. Jahrhundert bald nach.

Mit der französischen Revolution von 1789 wurde jedoch offensichtlich, dass die obligatorische Volksschule auch ein idealer Ort für staatliche Indoktrination war. Anstelle christlicher Ideale wurde nun eine säkularisierte Zivilreligion gelehrt, die weitgehend antichristliche Züge trug. Selbst der bei uns so vielgerühmte Johann Heinrich Pestalozzi stand im Dienste dieser Revolution und 1792 erklärte ihn die französische Nationalversammlung als einzigen Schweizer zum französischen Ehrenbürger. Nicht umsonst wurde in der früheren kommunistischen DDR „besonders parteitreuen“ Lehrkräften die „Pestalozzi-Medaille für treue Dienste“ verliehen.

Seit dem Totalitarismus der französischen Revolution hat kaum ein diktatorisches Regime darauf verzichtet, die Schulhoheit für ideologische Zwecke zu instrumentalisieren. Auch die mit enormer Machtfülle ausgestattete Margot Honecker, Ehefrau des letzten DDR-Diktators, beanspruchte nur einen Posten für sich, nämlich jenen der Bildungsministerin. 

Staat mischt sich in Wertvermittlung ein

Während die Sozialisierung eines Kindes in den ersten Lebensjahren im Normalfall in der Familie und (idealerweise) einer intakten Familie erfolgt, mischt sich schon bald der Staat ein. Unvermeidlich tritt damit die Vermittlung nicht mehr von der Familie, sondern vom Staat definierter Wertvorstellungen im Vordergrund. Während dies im Nationalsozialismus und im Kommunismus die entsprechenden Ideologien waren, vermittelt das heutige Volksschulsystem die Wertvorstellungen einer linksliberal geprägten „Toleranz“. Die verbindliche Vermittlung christlicher Werte widerspricht diesem „Toleranzmodell“ und wird von den Schulbehörden tendenziell unterbunden (Schule als säkularer Raum, kein Schulgebet, keine christlichen Symbole in der Schule, usw.). 

Aus historisch-konfessionellen Gründen war das Schulsystem in der Schweiz traditionell stark föderalistisch geprägt und die kantonale Schulhoheit hatte einen gewichtigen Stellenwert. Die demokratisch nicht legitimierte (inter)kantonale Erziehungsdirektoren-konferenz (EDK) hat indessen über die letzten Jahre ihre Machtfülle dermassen ausgeweitet, dass sie die kantonale Schulhoheit zunehmend unterläuft. Zuerst bei der Harmos-Übung und jetzt mit dem Lehrplan 21 sind dabei drei Tendenzen zu beobachten:

Linksliberales Mainstream-Weltbild

Erstens versuchen die Erziehungsbürokraten der EDK, die Schulbildung nicht nur formell (Schuljahresbeginn, usw.), sondern auch materiell zu harmonisieren. Dabei kommt es zwangsläufig zu einer flächendeckenden Vorgabe des erwähnten, linksliberalen Mainstream-Weltbildes.

Zweitens ist die EDK bemüht, die Kinder – ebenfalls flächendeckend – immer früher einzuschulen. Konkret bedeutet dies einen immer früheren Übergang von Erziehungsfunktionen vom Elternhaus zur Schule. Dabei werden die Kinder immer früher Einflüssen ausgesetzt, welche eventuell den von den Eltern vertretenen Werten diametral widersprechen und in der Familie nur mit grossem Aufwand und schwer wieder korrigiert werden können. Ergänzt wird dies durch den schleichenden Zwang zur Fremdbetreuung ab dem Kleinkindalter, womit die Wertvermittlung schon von frühester Kindheit in die Hand des Staates oder parastaatlicher Institutionen gelegt wird.

Monstrum Lehrplan 21

Drittens schliesslich zeigen unsere Bildungstheoretiker eine enorme Experimentier-freudigkeit. Das Monstrum des Lehrplans 21 mit seinen 2’300 Kompetenzen, welche die Schülerschaft künftig in elf obligatorischen Schuljahren erwerben soll, ist ein Beispiel hierfür. An die Stelle der Vermittlung von Sachwissen tritt der Erwerb sogenannter Lernkompetenzen. Konkret heisst dies – etwas überspitzt: Der Schüler lernt zwar in der Schule nicht mehr fehlerfrei zu schreiben, aber dafür erwirbt er die Kompetenz, selber erlernen zu können korrekt zu schreiben (falls dies je nötig würde…). 

Im Herbst 2014 hat die Deutschschweizer EDK den Lehrplan 21 freigegeben. Seither läuft in den Kantonen die rechtliche Übernahme ins Lehrprogramm. Diese Übernahme wird teils von der Erziehungsdirektion oder einem Beratergremium, teils vom Kantonsrat und teils vom Volk beschlossen.

Widerstand im Volk

In vielen Kantonen macht sich breiter Widerstand gegen den LP 21 bemerkbar: In sechs Kantonen wird sich das Stimmvolk bereits äussern können und in verschiedenen Kantonen sammeln Initianten noch Unterschriften. In St.Gallen soll eine Initiative im September vors Volk kommen, im Thurgau im November und im Aargau im Februar 2017. Im Kt. Schwyz hat der Kantonsrat eine Initiative gegen den LP 21 für ungültig erklärt. Die Sache liegt nun vor dem Bundesgericht. In Baselland fand am 5. Juni bereits eine Abstimmung statt, wobei sich das Stimmvolk gegen die Einführung von Sammelfächern ausgesprochen hat. An den Sekundarschulen müssen etwa Chemie, Physik und Biologie daher weiterhin in Einzelfächern unterrichtet werden. 

Personale und soziale Kompetenzen“

Besonders gefährlich ist am LP 21, dass bei der Beurteilung „überfachlicher Kompetenzen“ eine Gesinnungskontrolle eingeführt werden könnte. So lancierte vergangenes Frühjahr der linksgrüne Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver die Idee, mit dem LP 21 auch „personale und soziale“ überfachliche Kompetenzen zu benoten. So sollten künftig Charaktereigenschaften und persönliche Einstellungen, Gefühlsregungen oder Ansichten über fremde Religionen und Lebensformen beurteilt werden. Mit einer solchen „psychometrischen Vermessung“ würde der Druck an den öffentlichen Schulen weiter erhöht, nur noch Mainstream-Werthaltungen zu vertreten. Und hierzu gehören – in den Augen des Grünen Pulver – entschiedene christliche Bekenntnisse wohl kaum…

Wer sich Sorgen über die Entwicklung an der Volksschule macht, hat zwei Ausweichmöglichkeiten, nämlich den Unterricht zuhause („Home-Schooling“) oder die Privatschule. 

Homeschooling ist in der Schweiz – im Gegensatz zu Deutschland – erlaubt, jedoch unterscheiden sich die gesetzlichen Grundlagen von Kanton zu Kanton. Guten Überblick gibt die Website des Vereins „Bildung zuhause“: www.homeschool.ch

Als weitere Alternative bietet sich der Besuch einer christlichen Privatschule an. Finanziell kommt man dabei allerdings rasch ans Limit. Die Eltern werden nämlich gleich doppelt zur Kasse gebeten: Einerzeits bezahlen sie mit ihren Steuergeldern die öffentliche Schulen (welche ihre Kinder ja gar nicht besuchen) und andererseits müssen sie die Privatschule (in den meisten Kantonen) aus eigener Tasche voll berappen. 

Steiniges Pflaster für freie Schulen

Die „Elternlobby Schweiz“ (www.elternlobby.ch) versucht seit Jahren dies zu ändern, scheiterte jedoch in Baselland (2008), St.Gallen (2009), Thurgau (2009) und Zürich (2012) in Volksabstimmungen. In Bildungsfragen scheint die Staatsgläubigkeit der Schweizer Bevölkerung fast schon unglaublich – und dies obwohl viele Ländern Europas mit der freien Schulwahl sehr gute Erfahrungen gemacht haben. In keinem einzigen Land wurde diese wieder abgeschafft. Und nebst der Schweiz schreibt nur gerade in Griechenland, Portugal und Frankreich der Staat noch vor, welche Schule jedes Kind zu besuchen hat. 

Christliche Schulen mit besonderem Auftrag

Eine entscheidende Rolle spielen vor diesem Hintergrund die christlichen Privatschulen. Für Eltern, welche mit den praktischen Auswirkungen des permissiven linksliberalen Mainstreams der Volksschule zu kämpfen haben, bilden sie eine wichtige Alternative. Im Gegensatz zur Volksschule sind sie noch ein Hort, wo christliche Bildungsideale empfangen und – zusammen mit anderen Kindern – gelebt werden können. Gerade für bekennende christliche Familien sind christliche Privatschulen deshalb eine ideale Ergänzung zum Elternhaus.

Die Website www.christliche-schulen.ch enthält eine Liste mit den christlichen Bekenntnisschulen der Deutschschweiz. Zu finden sind dort auch die entsprechenden Kontaktdaten. 

Celsa Brunner

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