Kommerzialisierung der Sterbehilfe

Wie neue Zahlen zeigen, wird Sterbehilfe immer mehr zum grossen Geschäft. Private Vereine wie EXIT operieren dabei finanziell im Graubereich.

Wie zu erwarten wird die sogenannte Sterbehilfe immer mehr zum erfolgreichen Geschäftsmodell. So wurde kürzlich bekannt (NZZ vom 7. Mai 2019), dass der Verein EXIT inzwischen ein Bruttovermögen von über 29 Millionen Franken angehäuft hat. 2013 lag das Vermögen noch bei rund 9,4 Mio. Franken.

2010 hatte der Verein noch 52’000 Mitglieder. Inzwischen wollen offenbar 120’000 Personen eine Freitodbegleitung von EXIT in Anspruch nehmen. Eine Garantie haben nur sogenannt «lebenslange Mitglieder», die dafür 1’100 Franken bezahlen. Der Jahresbeitrag beläuft sich auf 45 Franken.

Aggressives Marketing

Der Mitgliederzuwachs basiert nicht zuletzt auf einer kostspieligen Werbung. So warben letzten Herbst Prominente wie der ehemalige Clown Rolf Knie, der Komiker Peach Weber oder die Basler Ständerätin Anita Fetz in TV-Spots für den Verein. Ausserdem schaltete der Verein in mehreren Schweizer Zeitungen ganzseitige Inserate. Dies sehr zum Missfallen der Schweizer Bischofskonferenz. «Mit der aktuellen Kampagne zeigt sich einmal mehr, dass Exit vor allem ein Geschäftsmodell ist, das den assistierten Suizid als Business betreibt und diesen offensiv bewirbt», erklärte deren Sprecherin Berger-Lobato gegenüber der «Sonntags-Zeitung».

Das Zustandekommen des grossen Vermögens begründet EXIT-Sprecher und Vorstandsmitglied Jürg Wiler mit Rückstellungen für die über 22’000 lebenslangen Mitglieder, denen eine «Leistung» garantiert werden müsse. Diese Verpflichtungen berechnet EXIT mit 19,6 Mio. Franken. «Es ist zwingend und entspricht einer sorgfältigen kaufmännischen Betrachtungsweise, wenn diese Beiträge für künftige Leistungen zurückgestellt werden», meint Wiler. An der GV vom 17. Mai sollten die Rückstellungen wegen steigender Lebenserwartung zudem um 61 Franken auf 849 Franken pro Mitglied erhöht werden.

Warteliste für Suizidwillige

Tatsächlich hat das rapide Wachstum von Exit auch praktische Folgen. Im Dezember 2018 wurde bekannt, dass Neumitglieder auf eine Warteliste gesetzt werden und vorerst keinen assistierten Suizid in Anspruch nehmen können, weil zu wenig Freitodbegleiter verfügbar sind. Per Inserat in ihrer Mitgliederzeitschrift sucht die Organisation neue Freiwillige. Diese müssen seit kurzem nicht mehr gratis arbeiten. Die vierzig ausgebildeten Freitodbegleiterinnen und -begleiter, die bisher ehrenamtlich tätig waren, erhalten von Exit eine Pauschalentschädigung pro Fall. Wie hoch dieser ist, wollte Wiler der NZZ nicht sagen. Es handle sich um einen «angemessenen Betrag».

Konsequenz des Liberalismus

Allein die Erträge zeigen, dass das Geschäft mit dem organisierten Sterben – jenseits aller ethischen Schranken – inzwischen im liberalen Sinn zur lukrativen Geschäftsquelle wurde. Genau wie bei der Leihmutterschaft bricht ein ethischer Damm nach dem anderen. Alles wird machbar, alles ist käuflich. Hauptsache die Kasse stimmt…

Besonders problematisch bleibt, dass EXIT rechtlich auch der Zugang zu öffentlichen Alters- und Pflegeheimen gewährleistet wird und damit ein informeller Druck auf deren oft schwache Bewohnerinnen und Bewohner zum begleiteten Suizid ausgeübt wird.

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