Das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern hat seit Jahresbeginn ein neues System der Eintrittspreise. Insbesondere gibt es kein Familienticket mehr, das bisher 65 Franken für zwei Erwachsene mit eigenen Kindern gekostet hatte.
Stattdessen werden neu nur noch Individualtickets zu einem fixen Einheitspreis pro Altersgruppe verkauft. Neu kostet etwa ein Tagespass pro Kind (zwischen 6 und 16 Jahren) 22 Franken und pro Erwachsene 56 Franken. Bei drei Kindern sind das dann allein schon für die Kinder 66 Franken – zusätzlich zur Begleitperson. Also praktisch eine Verdoppelung des bisherigen Eintrittspreises.
Als Grund geben die Betreiber an, dass der Familienbegriff zu kompliziert geworden sei: Getrennte Eltern, neue Partner, Homopaare mit Kindern: Die Familiendefinition habe zu langen Verkaufsgesprächen und Warteschlagen geführt, heisst es in einer Mitteilung. Auch sei es an der Kasse zu «schwierigen und unangenehmen Situationen» gekommen. André Küttel, Leiter Marketing und Verkauf, gibt aber offen zu, dass der Eintritt für Familien massiv teurer wird.
Auch das Alpamare hat letztes Jahr die traditionellen Familienbillette abgeschafft. Das Erlebnisbad hatte zuvor ein klassisches Familienticket für zwei Elternteile und zwei Kinder. Dieses wurde im Laufe der Jahre mit Variationen ergänzt, etwa einem Ticket für eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern oder zwei Elternteilen mit drei Kindern. Das sei aber unübersichtlich geworden, darum habe man das Modell fallen gelassen.
Es geht auch anders
Beispielsweise der Zoo Zürich will auf Familientickets weiterhin nicht verzichten. Die Familientages- und Jahreskarten gelten für «Lebenspartner mit eigenen Kindern, 6 – 15 Jahre» und umfassen alle möglichen Familienkonstellationen. Ausserdem hat der Zoo eine Jahreskarte für Alleinerziehende mit eigenen Kindern im Sortiment.
Auch das Technorama Winterthur schaffte die klassischen Familientickets ab. Diese wurden allerdings durch eine «Technorama Plus»-Ermässigung ersetzt. Um von einem Rabatt von drei Franken pro Person zu profitieren, braucht es mindestens zwei zahlende Kinder in Begleitung von einem oder zwei Erwachsenen. Damit wird es egal, ob ein Elternteil die Kinder begleitet, der Götti oder die Grossmutter.
Familien besonders benachteiligt
Dass nun ausgerechnet das Verkehrshaus Luzern – wo wir noch letzten Herbst unseren Schweizerischen Familientag abhielten – die Familientickets abschafft, ist zu bedauern. Nicht nur handelt es sich mit jährlich rund 500’000 Eintritten um das meistbesuchte Museum der Schweiz, sondern es hat auch einen ausgesprochenen Bildungscharakter. Das Verkehrshaus profitiert zudem bis 2022 – bei einem Gesamtbudget von 5,9 Millionen – von jährlichen Bundessubventionen in der Höhe von immerhin fast 1,6 Mio. Franken. Und schliesslich handelt es sich wieder einmal um einen typischen Fall, wo Familien besonders benachteiligt werden.
Speziallösung für IG «Familie 3plus»
Für die 3’200 kinderreichen Mitgliedsfamilien unserer Interessengemeinschaft «IG Familie 3plus» konnten wir mittlerweile eine Speziallösung aushandeln. Diese Familien erhalten weiterhin einen Familieneintritt zum günstigen Pauschalpreis von 100 Franken. Allerdings ist eine Voranmeldung und Bestätigung durch die IG nötig. Mitgliedsfamilien, die sich für einen Besuch im Verkehrshaus interessieren, können sich melden bei: