One of us: Menschen mit Geburtsgebrechen sind wertvoll und haben unbedingtes Lebensrecht. Gott gibt sie den Familien und der Gesellschaft als Aufgabe und Bereicherung.One of us: Jedes Kind und jede/r Erwachsene, hat behindernde Einschränkungen. Körperliche und psychische Schwächen gehören zum Menschsein, wie das Atmen und der Schlaf.One of us: Auch Personen, die sich durch Abtreibungen schuldig gemacht haben, gehören zu uns. Gott will vergeben und Lebenswunden heilen.One of us: Frauen und Männer, die durch eine Schwangerschaft in Not und Bedrängnis geraten sind, finden am Marsch fürs Läbe Gemeinschaft, Ermutigung und Hilfsangebote.Anfangs November 2013 wurde mit fast 1,9 Millionen Unterschriften die europäische Bürgerinitiative „One of us“ („Einer von uns“) eingereicht. Nahezu 1,9 Millionen EU-Bürger setzten sich damit für einen besseren Schutz des ungeborenen Menschen ein – eine unerwartet grosse Zahl. Für die Initiative engagiert hatten sich nebst verschiedensten Freikirchen auch die katholischen Bischofskonferenzen in mehreren europäischen Ländern.EU-Gelder für Embryonenforschung und AbtreibungDie Initiative „One of us“ ging auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs zurück. Dieser hatte am 18. Oktober 2011 entschieden, dass keine gentechnologischen Verfahren patentiert werden dürfen, bei denen menschliche Embryonen vernichtet werden (sog. „Brüstle-Urteil“). Die Initiative forderte nun eine konsequente Umsetzung dieses Grundsatzurteils und verlangte den „rechtlichen Schutz der Würde, des Rechts auf Leben und der Unversehrtheit jeder menschlichen Person vom Zeitpunkt der Empfängnis an.“ Konkret hiesse dies: Stopp von EU-Geldern für Forschung mit embryonalen Stammzellen und Klonen, sowie keine finanzielle Förderung von Abtreibung zur Bevölkerungskontrolle mehr! Für das siebte Forschungsrahmenprogramm (an dem sich auch die Schweiz beteiligt), sind dies immerhin 144 Mio. Euro an EU-Geldern.EU-Bürgerinitiativen sind allerdings kein Rechtssetzungsauftrag, sondern lediglich ein Auftrag an die Europäische Kommission, sich mit einer Materie zu befassen. Sie sind deshalb eher eine Petition als eine Initiative in schweizerischen Sinn. Von der EU-Kommission schubladisiertDie EU-Kommission unter Leitung von Präsident Barroso befasste sich denn auch an ihrem letzten offiziellen Amtstag – dem 28. Mai 2014 – mit der Bürgerinitiative. Das entsprechende Kommissionsdokument (COM(2014) 355final) liest sich wie ein Zeugnis Orwellscher „Newspeak“. Statt wie rechtlich vorgesehen die Bürgerinitiative anschliessend zur weiteren Behandlung ans Europäische Parlament und an den Europarat weiter zu leiten, beschloss die Barroso-Kommission kurzerhand, das von fast zwei Millionen Bürgern unterzeichnete Volksbegehren zu schubladisieren. Dieses Vorgehen wirft einmal mehr ein Licht auf die undemokratische Struktur der Europäischen Union.Allerdings war die Initiative „One of us!“ der Auslöser für eine eindrückliche neue, paneuropäische Bewegung für den Lebensschutz. Zum ersten Mal versammelten sich unter dem Dach von „One of us!“ auf gesamteuropäischer Ebene Lebensrechtsorganisa-tionen, Kirchen und politische Gruppierungen. Die neu geknüpften Netzwerke und die damit verbundene Dynamik werden nicht einfach verschwinden.Lebensschutz immer mehr gefährdetEine neue Dynamik ist allerdings auch dringend nötig: Der vorgeburtliche Schutz des menschlichen Lebens ist nämlich seit einigen Jahren rapide in die Defensive geraten. Grund hierfür sind vor allem die enormen gentechnologischen und medizinischen Fortschritte. Die Pränataldiagnostik wurde mittlerweile (mit einfachsten Tests) flächendeckend etabliert und selbst leichteste Zweifel an der genetischen Gesundheit des Embryos führen unweigerlich zur Abtreibung. Als neuster Schritt kommt nun (auch in der Schweiz) die Präimplantationsdiagnostik bei den künstlichen Befruchtungen. Eingeführt werden soll – nach dem Willen des Nationalrates – ein flächendeckendes Screening. Ungeborene behinderte Menschen verlieren damit faktisch ihr Lebensrecht, denn wer wagt es in dieser Situation noch, ein behindertes Kind zur Welt zu bringen. Der gesellschaftliche Druck zur Abtreibung wird enorm.Damit befinden wir uns auf dem besten Weg hin zu wunschgerechten Design- oder Retterbabys, die notfalls als Organspender für ihre Geschwister dienen können. Ausgetragen selbstverständlich von einer „Leihmutter“…„One of us!“ als BotschaftDie EU-Initiative „One of us!“ („Einer von uns!“) war vor dem Hintergrund dieser Entwicklung mehr als nur eine Unterschriftensammlung, sie war auch eine Botschaft. Sie ist die Botschaft von uns allen an die Behinderten: Ihr seid eine und einer von uns! Wir vergessen Euch nicht! Wir stehen für Euch ein! Wir kämpfen für Euer Lebensrecht!Am Samstag 20. September findet der fünfte Marsch fürs Läbe statt und er steht diesmal unter dem Slogan „One of us!“. Für uns alle bietet sich damit eine wichtige Gelegenheit, in einer breiten Öffentlichkeit ein Zeichen der Solidarität mit allen Behinderten – Geborene und Ungeborene – zu setzen. „Lebensunwertes Leben“ gibt es nicht!
Celsa Brunner