In seiner Publikation «Scheidungen» vom 3. Juli 2020 liefert das Bundesamt für Statistik (BfS) die neuen Scheidungszahlen und – was es sonst selten tut – auch mögliche Gründe.
Seit 2010 sinken erfreulicherweise die Scheidungszahlen permanent.Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Ehe geschieden wird, lag 2010 mit 22’500 Scheidungen bei 50%. 2018 wurden demgegenüber noch 16’500 Scheidungen verzeichnet und die Statistiker rechnen mit einem Scheitern von 40%. Ist jemand zwischen 55 und 61 Jahre alt, beträgt die Wahrscheinlichkeit gar nur noch 20%, dass er oder sie noch scheidet.
Zugleich steigt das Durchschnittsalter bei der Scheidung. 1984 betrug es bei Männern knapp 41 Jahre, heute sind es fast 50. Bei Frauen stieg das Durchschnittsalter von 37,3 auf knapp 45 Jahre. Die Bereitschaft, sich nicht gleich bei den ersten Problemen scheiden zu lassen, kommt den Kindern zugute: Der Anteil der Scheidungen, in die unter 18-jährige Kinder involviert sind, ging von 60% im Jahr 1970 auf 46% im 2018 zurück. Dennoch haben viele Kinder zu leiden. 2019 waren 12’800 Minderjährige in Scheidungen involviert. Das Gros – nämlich je etwa ein Drittel – in den Altersgruppen 5 bis 9 und 10 bis 14 Jahre.
Seit Inkrafttreten einer Gesetzesänderung am 1. Juli 2014 ist das gemeinsame Sorgerecht bei Scheidungen die Regel. Scheidungskindern hat das aber nicht viel gebracht. Der Anteil getrennter Eltern, die die gemeinsame elterliche Sorge ausüben, hat im Vergleich zur früheren Situation laut BfS nur leicht zugenommen. Immer noch leben 89% der Scheidungskinder bei der Mutter. Und die Anzahl der Besuchstage beim Vater variiert je nach Alter zwischen 5,3 und 6,3 im Monat. Immerhin: «Rund ein Sechstel der getrenntlebenden oder geschiedenen Eltern teilen sich die Betreuung der Kinder mehr oder weniger hälftig auf, und die Kinder leben etwa gleich viele Tage bei der Mutter und beim Vater», schreibt das BfS. Auf der anderen Seite hätten 10% der nicht im Haushalt lebenden Elternteile keinerlei Kontakt mehr zu den Kindern
(sda)