Mit 19 zu 0 Stimmen bei 2 Enthaltungen hat die Deutschschweizer Erziehungs-direktorenkonferenz (D-EDK) nach einer „Überarbeitungsphase“ am 31. Oktober den Lehrplan 21 zur Einführung in den Kantonen „freigegeben“.Die „Überarbeitung“ zielte primär auf eine Reduktion des monströsen Umfangs: Statt auf 557 Seiten findet der Lehrplan jetzt auf 470 Seiten Platz. Und war früher von gegen 5’000 Kompetenzen die Rede, so nennen die Lehrplanmacher jetzt 2’304 „Kompetenzstufen“ (vorher: 3’123) und 363 Kompetenzen (453). Ein Monstrum bleibt es alleweil. Kompetenzmodell verdrängt klare LerninhalteNeu ist auch von „Grundansprüchen“ statt „Mindestansprüchen“ die Rede. Diese wurden in einzelnen Bereichen gesenkt, wie das die Lehrer mit Blick auf schwächere Schüler gefordert hatten. Wissen und Inhalte wurden in einzelnen Gebieten sichtbarer gemacht, denn die inhaltliche Beliebigkeit war kritisiert worden. Konrad Paul Liessmanns Buch «Geisterstunde» zeigt eindrücklich, wie «Kompetenzen ins Leere laufen». Er rechnet ab mit Pisa und Bologna und betont, dass in der Schweiz «ohne Not und zwingende Gründe das Schulwesen grundlegend reformiert» wird. Tatsächlich ist nach wie vor unklar, wie „Selbstkompetenzen“ zum selbständigen Erwerb von Inhalten und die konkrete Vermittlung von Bildungsinhalten nun wirklich zueinander stehen. Protest gegen GenderismusIm Februar 2014 hatten wir zu einer Protestkartenaktion an den Geschäftsleiter der D-EDK, Christoph Mylaeus-Renggli, aufgerufen. Wir protestierten damit gegen das allgegenwärtige Gender-Mainstreaming. Fast gleichzeitig startete die Petition „Kein Gender im Lehrplan 21“, für welche über 32’000 Unterschriften zusammenkamen.Mit Schreiben vom 10. November reagierte EDK-Präsident Christian Amsler auf unsere Aktionen und wies darauf hin, dass der Begriff „Gender“ nicht mehr verwendet werden soll. Das entsprechende überfachliche Thema heisse nun „Geschlechter und Gleichstellung“. Betreffend den militanten Genderismus tritt der LP 21 somit nun etwas diskreter auf. Statt Gender: „Geschlechter und Gleichstellung“Inhaltlich allerdings ändert sich kaum etwas. So soll unter dem Schlagwort des „Verbots von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der Lebensform“ (Art. 8 Abs.3 BV) der Kampf „gegen Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung“ geführt werden. Konkret bedeutet dies, dass die Gender-Ideologie ganz einfach ohne das Label „Gender“ aufbereitet wird: Das ganze Programm von Lesbian/Gay und Bisexual über Transgender/Transsexual und Intersexual bis hin zu Queer bleibt bestehen. Und die mit dem Genderismus verbundene Demontage des christlich-abendländischen Menschen- und Familienverständnisses ebenfalls.Reiner Etikettenschwindel beim GenderismusDer LP 21 bleibt voll von Kompetenzen, die auf eine Relativierung der natürlichen Geschlechtsunterschiede von Mann und Frau und auf eine Unterminierung der heterosexuellen Norm hinauslaufen. Laut Kompetenzenkatalog haben die Schüler beispielsweise die Faktoren zu kennen, die Diskriminierung begünstigen. Sie „reflektieren über ihr eigenes Verhalten“, d.h. ob sie z.B. Homosexualität tatsächlich als gleichwertige sexuelle Orientierung akzeptieren (ERG 5.2), auf die es sogar ein Recht geben soll (ERG 5.3).Ferner soll der „Schatz der Vielfalt der Lebensformen“ thematisiert werden (WAH 5.2). Und in der Gesellschaftskunde soll die historisch-kulturübergreifende Perspektive dafür herhalten, die natürlichen Geschlechter und deren sich ideal ergänzende Andersartigkeit zu hinterfragen und zu relativieren (NMG 9.3). Dass all dies nicht mehr unter dem Begriff „Gender“ läuft, ist nichts weiter als ein reiner Etikettenschwindel.Drei Bemerkungen:Folgende Bemerkungen sind angebracht:Zum ersten sind Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schülern ein Monstrum von 2’304 sog. „Kompetenzstufen“ und 363 „Kompetenzen“ umzusetzen haben, schlicht zu bedauern. Zweitens sind die Bildungsbürokratinnen und -bürokraten, die ein solches Monstrum schaffen, ideologisch ziemlich verblendete und weltfremde Leute. Am besten würde man sie einmal für einige Wochen auf einen Bauernhof schicken. Und drittens: Die (oft aus bürgerlichen Parteien stammenden) kantonalen Erziehungsdirektoren haben offenbar weder den Mut noch die Kraft, sich den Bildungsbürokraten effektiv entgegen zu stellen.Widerstand in den Kantonen wächstDie Einführung des Lehrplans 21 ist in den meisten Kantonen für 2017/2018 vorgesehen. Als erster will der Sexkoffer-Kanton Baselstadt per 17. August 2015 starten. In 12 Kantonen entscheidet die Regierung, in 8 Kantonen ein Bildungsrat und in Freiburg die Erziehungsdirektion. In keinem Kanton liegt die Zuständigkeit beim Parlament, weshalb Referenden schwierig sind. Allerdings sind in verschiedenen Kantonen Initiativen gegen die Einführung des LP21 in Vorbereitung oder bereits eingereicht, so etwa in Baselland, Zürich, Luzern, St. Gallen, im Aargau, Thurgau, Graubünden oder Schwyz. Ein Notstopp müsste in den Kantonen erfolgen.