Die Regierung Macron hat Ende Juli ein Gesetz vorgelegt, das lesbischen Paaren und Single-Frauen Kinder ermöglichen soll. Bis jetzt steht die künstliche Befruchtung nur heterosexuellen Paaren offen, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können. Der Entwurf für das sogenannte bioethische Gesetz sieht auch eine Abschaffung der bisherigen Bedenkfrist von einer Woche für Abtreibungen vor und sorgt für heftige Debatten.
Die vorgesehene Liberalisierung wirft heikle Fragen auf, wie etwa das Recht auf Kenntnis der Abstammung. Neu soll ein durch Samenspende gezeugtes Kind nach Volljährigkeit Informationen über den leiblichen Vater erhalten können, sofern dieser zugestimmt hat. Bisher sind Samenspenden in Frankreich nur anonym möglich. Es liegt auf der Hand, dass das neue Gesetz den Weg zur Leihmutterschaft ebnen wird, um die Diskriminierung von schwulen Paaren zu vermeiden.
Die Geburtenrate ist in Frankreich in den letzten vier Jahren leicht zurückgegangen, lag 2018 mit 1,87 Kindern pro Frau aber deutlich über der Schweiz (1,52). Das Parlament will im September mit der Beratung des Gesetzes beginnen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop sind 82% der Meinung, dass Vater und Mutter für ein Kind unterschiedliche, sich ergänzende Rollen haben. Eine knappe Mehrheit meint auch, dass es zu früh sei, über einen erweiterten Zugang zur künstlichen Befruchtung zu sprechen. (afp)