Vor dem Hintergrund der Massnahmen gegen die Corona-Krise fand in den letzten Monaten vielerorts eine Rückbesinnung auf die Familie statt. Damit bietet sich die Chance, entgegen dem familienfeindlichen Zeitgeist die traditionellen Familien wieder zu stärken.
Der gesellschaftliche Stellenwert der Familie hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Der Familienbegriff als auf der Ehe basierende Gemeinschaft von Mann und Frau mit einem oder mehreren Kindern wurde weitgehend aufgelöst. Die Familie wurde zur Wirtschaftseinheit, die sich über eine gewisse Zeit aus dem gemeinsamen Kühlschrank ernährt. Mit der «Ehe für alle» soll dieser Zustand nun weiter verrechtlicht werden und mit dem Genderismus wird gar das Geschlecht beliebig wählbar.
Reiner Dienstleistungsbetrieb
Viele Familien funktionieren in dieser Situation nur noch als Hotelbetrieb. Kinder und Jugendliche sind dauernd auf Achse:
- Möglichst frühe Krippenbetreuung mit unterschiedlichsten Bezugspersonen,
- hohe Präsenzzeiten in der Schule,
- familienfremde Freizeitaktivitäten (v.a. elektronische Spiele) und schliesslich
- das Abhängen mit der Clique – eine Art Familienersatz.
Verschärft wird alles durch arbeitsbedingte Abwesenheit oft beider Elternteile, sodass ein eigentliches Familienleben mit einer intakten religiös-weltanschaulichen Familienkultur kaum mehr möglich ist.
Das Fehlen der familiären Geborgenheit hat schwerwiegende Folgen. Viele junge Erwachsene zeigen Minderwertigkeitsgefühle und Unsicherheit, Aggressionen, Suchtverhalten, fehlende Bindungsbereitschaft und ernsthafte psychische Probleme. Die gesamtgesellschaftlichen Kosten sind enorm.
Zerbrechende Familien
Auch für die Eltern wird es ungemütlich: Die Sozialwissenschaften propagieren die bindungsfreie, «emanzipierte» Frau. Für sie ist das Kind primär ein Projekt der Selbstfindung. Da nebst dem Projekt «Kind» jedoch auch noch andere Projekte laufen wie «Selbstverwirklichung im Beruf», «Karriere», körperliche Schönheit und Fitness, kommt die «emanzipierte» Frau rasch an den Anschlag. Viele Mütter – und Ehen – zerbrechen an der Doppelbelastung von Erwerbstätigkeit und Familienarbeit.
Den «Vater» haben die Sozialwissenschaften schon in den Siebzigerjahren entsorgt. Vor allem die Entwicklungspsychologie setzt für die Kindererziehung ausschliesslich auf die Mutter. Auch dies ist verhängnisvoll, denn starke Väter mit einer natürlichen Vorbildfunktion sind für vor allem bei Knaben für ein gesundes Selbstbewusstsein entscheidend. Abwesende Väter und «schwache» Vaterfiguren mindern aber auch bei Mädchen die Bindungsbereitschaft und schaffen Unsicherheit im Umgang mit dem anderen Geschlecht.
Rückbesinnung auf die Familie
Die Corona-Krise setzte dem Modell der Familie als Hotelbetrieb vorübergehend ein abruptes Ende. Plötzlich stand man sich wieder nahe und merkte was es bedeutet, wenn die Eltern-Kind-Beziehung intakt ist und Jugendliche 1:1 betreut werden. Familienmitglieder lernten sich plötzlich in einer ganz neuen Art kennen. Kinder wurden wieder «normal» und die Eltern erkannten in ihnen wieder die «eigenen Kinder», nachdem sie vorher wachsenden Entfremdungsprozess ausgesetzt waren.
Mütter mussten nicht mehr jeden Morgen um halb acht aus dem Haus zur Arbeit hetzen. Statt nebst der Familienarbeit mit der Berufstätigkeit zwei Jobs parallel zu bewältigen, konnten sie sich prioritär wieder auf den Einsatz als Familienmanagerin konzentrieren.
Sogar die Väter waren wieder da. Zwar war das Home-Office etwas gewöhnungsbedürftig, aber sogar Papi hatte am späten Nachmittag Zeit für eine gemeinsame Velotour oder einen Spaziergang. Mehr Home-Office bedeutet: wegfallende Pendlerdistanzen und somit weniger Belastung der Verkehrsinfrastruktur und der Umwelt; stärkere Präsenz der Eltern in der Familie; Stärkung der gemeinsamen Familienkultur und des damit verbundenen geistlich-religiösen Wertbewusstseins. Für viele Familien war es eine durchwegs positive Erfahrung.
Ideologisierte Medien
All jenen Kreisen, die der traditionellen Familie kritisch bis feindlich gegenüberstehen, war diese Entwicklung von Anfang an verdächtig. Bereits zu Beginn der Corona-Massnahmen begannen die Medien von «zunehmender Gewalt in den Familien» zu schwadronieren. Am 19. März prophezeite das Schweizer Fernsehen: «Wegen Corona Massnahmen: Es wird vermehrt zu häuslicher Gewalt kommen». Auch der «Kinderschutz Schweiz», die «Frauenhäuser Schweiz» und «Pro Juventute» brachten sich mit teilweise apokalyptischen Szenarien in Stellung. Dabei entstand der Eindruck, wild prügelnde Väter würden nun über Frauen und Kinder herfallen. Das Gegenteil trat ein: Die Gewalt in den Familien ging gemäss Angaben kantonaler Polizeikorps massiv zurück (NZZ am Sonntag vom 18. April). Die Corona-Zeit war für viele Familien eine Zeit mit weniger externem Stress.
Vorteile des Homeschooling
Offenbar haben in der Corona-Krise auch viele Eltern die Vorteile des Homeschoolings entdeckt (nicht zu verwechseln mit dem schulischen Fernunterricht). Der Verein «Bildung zuhause», der das Homeschooling koordiniert, hatte jedenfalls viele Anfragen (www.bildungzuhause.ch). «Homeschooling ist durch Corona im Aufschwung»berichtete am 30. April die Berner Zeitung.
Konkret heisst dies, dass die Erziehungsverantwortung nicht länger an Schule und Staat ausgelagert wird. Bildung wird damit wieder zur Vermittlung klarer weltanschaulicher und religiöser Werte. Die Kinder sind damit nicht mehr dem agnostisch-relativistischen Umfeld der öffentlichen Schule ausgeliefert, das dem elterlichen Weltbild oft diametral widerspricht. Und die Eltern müssen nicht mehr enorm viel Zeit und Energie aufwenden, um diese Fehlentwicklung zuhause mühsam wieder zu korrigieren. Hinzu kommt beim Homeschooling ein Leben ohne Stundenplanstress, Lerndruck und Mobbing.
Zwar sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für viele Arbeitnehmer und Selbständigerwerbende verheerend. Vor allem Kleinbetriebe und Gewerbetreibende müssen ums wirtschaftliche Überleben bangen. Dies betrifft auch viele kinderreiche Familien, weshalb der Zahl der bei uns eintreffenden Hilfsgesuche über die letzten Wochen stark gewachsen ist.
Krise als Chance!
Immerhin hat sich in den letzten Monaten wieder einmal vertieft gezeigt, wie wesentlich unsere Gesellschaft auf der Familie aufbaut. Unser Land ist auf gesunde und intakte Familien angewiesen. Die Familie ist der Ort, wo Kinder sozialisiert und zu verantwortungsvollen Bürgern erzogen werden. Sie ist eine Quelle der Lebensfreude, des gegenseitigen Vertrauens und ein Ort gegenseitiger Geborgenheit.
In diesem Sinne sollten wir die Chance nützen und dafür sorgen, dass die Familie allen negativen gesellschaftspolitischen Tendenzen zum Trotz neu gestärkt aus der Krise hervorgeht. Celsa Brunner