Sexualität ist heute zum käuflichen Konsumgut verkommen. Nicht nur zerbrechen zahllose Ehen an den Versuchungen der allgegenwärtigen Sexindustrie, auch die gesellschaftlichen Folgeschäden sind enorm.
Vom 5.-7. Mai findet in Zürich wieder die „Erotikmesse Extasia“ statt. Auch bei uns ist die Pornoindustrie zum milliardenschweren, menschenverachtenden Geschäft geworden. Seit 2012 fliessen die Umsätze auch in die Staatsrechnung ein. Rund 3 Mia. Franken trägt die Prostitution gemäss Bundesamt für Statistik zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Fitnesszentren als Bordell
Gemäss der Studie «Ausmass und Struktur des Sexarbeitsmarkts in der Schweiz» des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) gab es 2015 1’879 sog. „polizeilich registrierte Milieu-Betriebe“. Dabei weichen die kleineren Nachtclubs zunehmend Grossbordellen. Bei der Revision des Sexualstrafrechts von 1992 wurde das frühere Verbot bordellähnlicher Betriebe aufgehoben. Seither investieren Zuhälter in Industrieliegenschaften und Fitnesszentren: Dutzende Frauen bieten in grossflächigen «Wellnessoasen» ihre Dienste an. Gemäss Fedpol suchen täglich bis 18’700 Männer solche Etablissements auf.
Gestützt auf das Branchenregister errechneten die Fedpol-Experten, dass jeden Tag rund 4’700 Sex-“Arbeitsplätze“ besetzt sind. Insgesamt könnten in den «Indoor»-Betrieben alljährlich bis zu 16’000 Prostituierte anschaffen, da sich im Schnitt vier einen Platz teilen. Möglich macht dies auch die EU-Personenfreizügigkeit: Seit 2002 können Frauen aus West- und seit 2006 auch aus Osteuropa legal in der Schweiz anschaffen. Nur jede siebte Sex“arbeiterin“ hat einen Schweizer Pass. Rund 32 Prozent stammen aus Rumänien, Ungarn und Deutschland.
Prostitution verbieten!
Nicht nur liberale Kreise, sondern auch die Behörden sehen Prostitution zunehmend als „normales“ Geschäft. Die Haltung ist menschenverachtend: Besonders bei illegalen Prostituierten aus Afrika oder Südamerika aber auch Legalen aus Rumänien und Ungarn (häufig Roma) liegen Prostitution und Menschenhandel nahe beieinander. Zwang und Gewalt sind an der Tagesordnung. Der kürzlich von sozialistischer Seite erfolgte Versuch, zum Schutz der Frauen in Zürich ein Staatsbordell zu schaffen, löst die Probleme auch nicht. Prostitution ist keine Staatsaufgabe. Im Gegenteil: Den sinnvollsten Weg hat wohl Schweden gewählt. Dort ist Prostitution als „Gewalt gegen Frauen“ seit 1998 verboten. Bestraft werden korrekterweise aber nicht die Prostituierten, sondern die Freier.
Pornoflut im Internet
Auch die Zahlen aus dem Internet sind unglaublich: Rund ein Viertel aller Google-Suchabfragen betrifft pornografische Inhalte. Jede Sekunde werden 30’000 Sexfilme heruntergeladen. Fast 400 Millionen Webseiten bieten Pornografie an.
Viele dieser Seiten sind unentgeltlich und pornografische Inhalte damit selbst für Kinder leicht zugänglich. Die Pornoindustrie nützt die neuen Technologien schamlos aus und kümmert sich nicht um Folgeschäden. Zu früher Porno-Konsum lenkt die Sexualität auf eine egozentrische Schiene. Betroffene Jugendliche werden unfähig, ihre Lust in einer Beziehung auszuleben und konsumieren stattdessen exzessiv Pornografie.
Sexsucht als Krankheit
Die Rundumversorgung mit käuflichem Sex und Internet-Porno schafft auch für viele Erwachsene enorme Probleme. Die Internetportale für den unverbindlichen Seitensprung sind frei verfügbar. 24 Stunden am Tag. 365 Tage im Jahr. Geboten wird alles. Schranken punkto Sexualpraktiken sind beim digitalen Sex (fast) keine gesetzt. Daraus kann eine neurotische Fixierung entstehen, die als Krankheit (ICD-10 2016) gilt. Die für die Sucht typische Dosissteigerung besteht auch in einer Zunahme des Konsums von Gewaltpornografie.
Die Beziehungsfähigkeit lässt nach, denn kein realer Partner kann den digitalen Anforderungen gerecht werden – weder zeitlich, noch punkto Sexualpraktiken. Immer mehr Männer haben sexuelle Störungen und Erektionsprobleme. Und immer mehr Paare legen die sexuelle Beziehung ganz auf Eis. Wenn Online-Sexsucht zu sog. „Störungen der Impulskontrolle“ führt und echte Liebesbeziehungen verunmöglicht, wird sie behandlungsbedürftig.
Was bedeutet dies für uns als Christen
Für uns als Christen steht Sexualität in einem grösseren Zusammenhang: Wer bin ich als Mensch? Wer bin ich als Frau? Wer bin ich als Mann? Was heisst dies für unsere Beziehungen untereinander?
Das erste Buch der Bibel gibt grundsätzliche Antworten: 1. Ich von von Gott und zu ihm hin geschaffen. 2. Ich bin auf Ergänzung hin geschaffen: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1,27). „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch“ (1. Mose 2,24). Unsere Identität liegt deshalb tiefer als unsere Sexualität: Wir sind zuerst Geschöpfe Gottes, Ebenbilder Gottes – und erst dann sexuelle Wesen.
Bestandteil der Menschlichkeit
Gleichzeitig bedeutet dies, dass unsere heterosexuell ausgerichtete Sexualität eine wunderbare Bereicherung unseres Menschseins ist. Sie ist Teil unseres individuellen und – zusammen mit dem geliebten Menschen – gemeinsamen Geborgenseins in Gott. Sexualität ist deshalb keineswegs etwas rein Biologisches, sondern betrifft den innersten Kern der menschlichen Person als solcher. Auf wahrhaft menschliche Weise wird sie nur vollzogen, wenn sie in jene Liebe integriert ist, mit der sich Mann und Frau bis zum Tod vorbehaltlos einander verpflichten.
Vor diesem Hintergrund ist die allgegenwärtige Sexualisierung eine grosse Herausforderung, und zwar nicht nur als individuelle Versuchung im Sinne einer Sünde, sondern auch als gesamtgesellschaftliches Problem.
Frauenkörper als käufliches Konsumgut
Wenn Sexualität – wie die Liberalen meinen – zum käuflichen Konsumgut verkommt, so geht ihr die Komponente der Achtung vor dem Mitmenschen verloren. Die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler, Präsidentin der sog. „Nationalen Ethikkommission“, meinte am 14. April 2014 gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung, es sei „anmassend“ den Verkauf des Körpers moralisch zu werten. Wörtlich sagte sie: „Auch Models, Tänzer, SportlerInnen nutzen ihren Körper, um den Zweck eines Arbeitgebers zu erfüllen.“ Und weiter: „Das Vorliegen materieller Ungleichheit zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden ist kein hinreichendes Kriterium für Unfreiwilligkeit. Sonst müsste ein Grossteil der Fabrikarbeitenden in Schwellenländern als ‘Zwangsarbeiter’ bezeichnet werden.“ Die tiefe Menschenverachtung in der Aussage der Präsidentin einer „Ethikkommission“ spricht für sich. Es ist genau diese Haltung des „Alles ist käuflich“, das die Ideologie des Liberalismus so ungemein gefährlich macht.
Nein zu diesem Liberalismus!
Der Vergleich der Tätigkeit einer Prostituierten mit jener eines Models oder einer Sportlerin sind schlicht ein Schlag ins Gesicht jener rund 16’000 Frauen, die in unserem Land aus wirtschaftlichen Gründen unter teilweise misslichsten Bedingungen Ihren Körper verkauften müssen.
Als Christen sind wir aufgerufen, den aus der totalen Sexualisierung entstehenden Versuchungen nicht nur individuell zu begegnen (konkret: der Sürr�(q �jhr r@ rwenn in unserer Nachbarschaft die nächste „Wellness“-Sexoase gebaut wird! Lassen wir uns nicht von falsch verstandenem Liberalismus verführen.
Celsa Brunner