In der Schweiz gab es Ende 2014 rund 3,5 Millionen Menschen, die in einer Ehe lebten. Ihnen standen 6’700 eingetragene Homo-Partnerschaften gegenüber, wovon – so muss man aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik schliessen – zwischen 80 und 120 Paare Kinder hatten (von total 1,027 Mio. Paaren mit Kindern). Soweit die Zahlen. Nur damit wir wissen, in welchen Grössenverhältnissen wir uns bewegen.
Anders die gesellschaftspolitische Diskussion: So war das Adoptionsrecht für Homo-Paare das grosse Thema des letzten Sommers. Tageszeitungen, Frauenzeitschriften, ja gar das Staatsfernsehen waren voll von „Leidensgeschichten“ von Homopaaren mit „ihren“ Kindern. Es entstand der Eindruck, „normale“ Familien von verheirateten Eltern mit Kindern gebe es eigentlich gar nicht mehr. Und falls überhaupt, so seien sie eine verschwindend kleine Minderheit.
Mütter, die zur Kinderbetreuung bewusst auf eine Karriere verzichten, sind schon seit einiger Zeit unter Rechtfertigungsdruck. Mit allerlei Mitteln möchte der Staat sie zwecks Produktivitätssteigerung zur ausserhäuslichen Erwerbstätigkeit nötigen.
Neu ist hingegen, dass auch für Eltern plötzlich ein Erklärungsbedarf entsteht, bloss weil sie in einer traditionellen Familie leben. Da wird plötzlich die „häusliche Gewalt“ thematisiert – als ob dies für die 1,75 Mio. Ehen in der Schweiz wirklich das grosse Problem wäre. Oder dass Kindsmissbrauch „nahezu immer“ in der nahen Umgebung vorkomme: Väter unter Generalverdacht.
Es stimmt: Die Situation der Familien, vor allem der kinderreichen Familien, ist schwierig geworden. Aber sie ist schwierig, weil viele Familien wirtschaftlich immer mehr ans Limit kommen. Ständig wachsende Gebühren, Prämien, Steuern und Wohnkosten plagen vor allem jene, die sich selber über Wasser halten möchten. Dass dies auf die Moral der Eltern drückt, liegt auf der Hand. Nicht zuletzt die hohe Belastung durch den Staat führt dazu, dass viele Ehen aus wirtschaftlicher Not heraus zerrüttet werden. Es ist zu bedauern, dass ausgerechnet der Staat, der die Familien eigentlich schützen müsste, zu deren Zerfall beiträgt.
Allerdings entspricht diese Entwicklung durchaus den liberal-sozialistischen Vorstellungen. Für uns Christen ist die Familie die Keimzelle des Staates. Für die liberal-sozialistischen Ideologien demgegenüber gibt es nur das Individuum und den Staat. Die auf der Ehe basierende, traditionelle Familie ist für diese Kreise ein Ärgernis.
Bedauerlicherweise hat diese verhängnisvolle Ideologie – mit dem Segen unseres Bundesrates – enorm an Boden gewonnen. Eine „Modernisierung“ des Eherechts steht auf der Traktandenliste von Justizministerin Sommaruga. Ein Ziel des auf vielen Baustellen geführten Kampfes gegen die traditionelle Familie ist die Aufwertung einer Vielzahl von „Lebensgemeinschaften“ – bis hin zur Polygamie und inzestuösen Verhältnissen. Vergessen wir nicht, dass der Bundesrat bereits im Herbst 2010 das Inzestverbot aus dem Strafrecht streichen wollte! Mit dieser „Vielfalt der Familienformen“ würde das Institut der Ehe beseitigt und die auf der Ehe begründete Familie quasi von selbst irrelevant.
Erstaunlich ist, dass sich die Ehe – entgegen dem linksideologischen Zeitgeist – wachsender Beliebtheit erfreut. 2015 schlossen über 400’000 Paare den Bund fürs Leben. Ein erneuter Zuwachs von über 3,6% (oder 14’000 Ehen) gegenüber dem Vorjahr. Auch die Scheidungsquote ist übrigens seit Jahren fast durchgehend am Sinken. Und besonders wichtig: Wie das Bundesamt für Statistik Ende März 2016 aufzeigte, sind 97% aller Paare mit mehr als einem Kind verheiratet. Immer mehr Eltern sehnen sich nach der natürlichen Geborgenheit in Ehe und Familie.
Auch wenn der ideologische Zeitgeist gegen uns steht, dürfen wir deshalb nicht einfach aufgeben. Zuviel steht auf dem Spiel. Vor genau 20 Jahren gründeten wir unsere Interessengemeinschaft IG „Familie 3plus“. Über 3’000 Familien mit drei und mehr Kindern vereint sie inzwischen. Ziel ist es, sich auszutauschen und gegenseitig Mut zu machen.
Hinzu kommt unsere Beratungstätigkeit und unsere Familienarbeit. Über eine halbe Million Franken vergeben wir jedes Jahr an kinderreiche Familien in Notsituationen. Hunderte von Ehen und Familien konnten wir – entgegen den destruktiven staatlichen Tendenzen – in den letzten Jahren mit all diesen Bemühungen retten.
Wichtig wird es sein, vermehrt auch den Politikern auf die Finger zu schauen. Der relativ kleinen Homo-Lobby ist es gelungen, über die letzten Jahre einen gewaltigen Einfluss in den Medien und in der Politik aufzubauen. Wenn wir den riesigen Lärm sehen, der um das Adoptionsrecht der 6’700 Homopaare gemacht wurde, so sollte es eigentlich möglich sein, auch für die 1,75 Mio. Ehepaare in unserem Land eine effiziente Lobby aufzubauen.
Käthi Kaufmann-Eggler