Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will im Sommer eine Gesetzesregelung gegen Therapien für Homosexuelle vorlegen. Spahn verkündete seine Absicht bereits Mitte Februar in der linken Tageszeitung «taz». Homosexualität sei gemäss WHO-Standards seit 1997 keine Krankheit mehr und deshalb auch nicht therapiebedürftig, erklärte Spahn. Dabei sei es zu wenig, eine Konversionstherapie nur als Ordnungswidrigkeit anzusehen. Eine Zuwiderhandlung müsse stärker sanktioniert werden und Berufsverbote nach sich ziehen. Für das Strafrecht sei noch fraglich, welches Strafmass angemessen sei.
Der Präses des Bundes freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (FeG), Ansgar Hörsting, betonte demgegenüber in der Zeitung «Welt», dass die lebenslange Ehe zwischen Mann und Frau das biblische Leitbild sei. Dennoch erkenne er «voller Respekt an, dass homosexuelle Paare, die in Treue und Liebe für immer zusammenleben wollen, Tugenden leben». Er erklärte weiter: «Wir verwenden nirgendwo den Ausdruck ‘Heilung’. Wir bezeichnen Homosexualität nicht als Krankheit oder als etwas, das wegtherapiert werden müsste.»
Hörsting unterstrich allerdings, dass die Forschung nicht erklären könne, wie es zur Homosexualität komme und diese nicht eindeutig auf eine Ursache zurückzuführen sei. «Nach heutigem Stand gibt es keine biologisch oder genetisch zwingende Kausalität.» Vor diesem Hintergrund zeigte er kein Verständnis, dass es Homosexuellen nicht mehr möglich sein soll, auf eigenen Wunsch eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Dies verstosse gegen das Recht jedes Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben. In fast jedem Lebensbereich werde das Recht auf einen frei gewählten Lebensentwurf betont. Sogar sein Geschlecht dürfe man per Operation wechseln. Da verstehe er nicht, warum die Freiheit, an seiner sexuellen Orientierung zu arbeiten, verschwinden soll. Zum freikirchlichen Gemeindebund in Deutschland gehören 479 Gemeinden. (dpa)