Der Wert und Gehalt eines christlichen Familienlebens

Für uns ist die Familie eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau mit ihren Kindern. Sie geht aus dem ehelichen Treueversprechen der Ehepartner hervor und ist der Grundbaustein von Staat und Gesellschaft.

Wandel der Familienformen

Allerdings stösst dieses Familienverständnis heute oft auf Ablehnung und wird ideologisch zunehmend herausgefordert. So degenerierte die verbindliche Ehe über die letzten gut 30 Jahre zur blossen Lebensabschnittspartnerschaft. Seit 1988 forciert die vom Volk knapp angenommene Revision des Eherechts die ausserhäusliche Erwerbstätigkeit der Mütter (und damit zwangsläufig die Fremdbetreuung der Kinder). Im Jahr 2000 folgte mit der Revision des Scheidungsrechts die Konsensualscheidung – ursprünglich mit Bedenkfrist, bald danach ohne. Am 1. Januar 2007 trat das Partnerschaftsgesetz in Kraft, womit gleichgeschlechtliche Partnerschaften weitgehend der Ehe gleichgesetzt wurden und schliesslich folgte 2021 die «Ehe für alle» mit dem Adoptionsrecht fremder Kinder und dem Zugang von Lesbenpaaren zur künstlichen Befruchtung.

Schwere seelische Nöte

Von einer dauerhaften Lebensgemeinschaft von Eltern mit ihren Kindern entwickelte sich die Familie somit in ein Kunterbunt temporärer Zweckgemeinschaften mit höchst unterschiedlicher Zusammensetzung. In den Medien wird uns gern ein positives Bild dieser Patchwork- und Regenbogenfamilien vermittelt. Die Realität sieht jedoch oft bitter aus: Allein 2020 waren in der Schweiz 12’678 unmündige Kinder in eine Scheidung ihrer Eltern verwickelt. Kaum jemand erahnt, wieviel Tränen und Leid hinter dieser Zahl stehen – und zwar nicht nur bei den Eltern, sondern auch bei den Kindern.

Druck auf die Eltern

Christen sind selbstverständlich nicht immun gegen Spannungen in der Familie – seien es die Ehepartner unter sich oder Kindern und Eltern. Zudem wird den Eltern auch immer mehr abgefordert. Mütter werden zur volkswirtschaftlichen Produktivitätssteigerung von Wirtschaft und Staat regelrecht zur ausserhäuslichen Erwerbstätigkeit genötigt. Und wenn der Druck am Arbeitsplatz, in der Schule und im sozialen Umfeld steigt, nehmen oft auch die familiären Konflikte zu.

Gleichzeitig wachsen die Versuchungen: Sexangebote sind im Internet allgegenwärtig. Selbst Kinder sind dort mit harter Pornographie konfrontiert. In Tageszeitungen erklären «Sexberaterinnen», dass der Seitensprung und Polyamorie «gesund» seien.

Religion bietet Halt

In solchen Situationen bietet ein christliches Familienumfeld vielfache Chancen, um Halt zu finden und Spannungen abzufedern. So ist für uns Christen die Ehe nicht bloss eine vorübergehende Zweckgemeinschaft in beliebiger Zusammensetzung, sondern ein dauerhafter Bund der Liebe und Treue. Daraus erwächst ein Gefühl der Geborgenheit und Verlässlichkeit, das den Lebensabschnittspartnerschaften fast völlig abgeht.

Schuld und Verzeihung

Die geistliche Dimension hilft letztlich auch, Krisen zu bewältigen und die Ehe immer wieder neu zu beleben. Wenn sich in Krisensituationen beide Ehepartner im vollen Vertrauen an Gott wenden und um Heilung bitten, so bleibt diese nicht verwehrt. Der Einbezug Gottes bringt es mit sich, im Partner nicht nur das Negative zu sehen, sondern eben auch die von Gott geschaffene und – trotz aller Fehler – geliebte Person. Daraus entsteht bei aufrichtiger Reue der Ansatz für eine Vergebung der Ehepartner untereinander.

Auch dürfen wir selbst uns auf diese Weise als von Gott Geliebte fühlen, was Minderwertigkeitsgefühle mindert und unsere Selbstachtung steigert. Nur wer sich selbst geliebt weiss, ist fähig, sein Gegenüber wirklich zu lieben und ihm zu verzeihen.

Gemeinsamkeit

Zudem leben wir in einer Gemeinschaft mit Mitchristen und können unsere Sorgen und Nöte in die Gemeinde hineintragen und sie dort teilen. Viele christliche Seelsorger und Therapeuten stehen, die uns beratend zu begleiten und bei einer Heillung beizustehen.

Natürlich verlangt uns die christliche Eheführung im Vergleich zur «alles ist erlaubt»-Ehe auch einiges ab. Angesichts der vielfältigen Versuchungen ist Enthaltsamkeit eine grosse Herausforderung. Eine klare, gemeinsame Tagesstruktur des Familienlebens, in die alle (auch die Kinder) einbezogen sind, kann vieles erleichtern. Täglich am Abend miteinander Beten, das Tischgebet und miteinander Essen bindet uns zusammen. Auch Familienausflüge und andere Aktivitäten fördern das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Jeder leistet seinen Beitrag, aber jeder erhält auch Wärme und Geborgenheit zurück.

Ehrlichkeit

Jeder Mensch hat kleinere und grössere Geheimnisse. Wenn es jedoch zu einem Bruch des ehelichen Treueversprechens kommt, sind wir es dem Partner schuldig, dies offen anzusprechen und unsere Schuld vor Gott und vor dem Partner zu bekennen. Verfehlungen sollen offengelegt werden, damit wir auf Vergebung hoffen dürfen. Dies betrifft nicht nur sexuelle Fehltritte, sondern alles, was uns dem Partner oder der Partnerin entfremdet. Das können auch übermässige Bürostunden (Karriere vor Familie) oder ein übertriebenes Hobby sein. In der Regel lässt uns das Gewissen ganz genau spüren, wenn eine falsche Prioritätensetzung vorliegt.

Enthaltsamkeit

Wir leben in einer Zeit des verabsolutierten Liberalismus, wo Prostitution legal ist und alles – selbst der Menschenkörper – käuflich wird. In dieser Situation sind Werte wie Achtung vor dem Mitmenschen, Anstand und Nächstenliebe, Verlässlichkeit und Enthaltsamkeit besonders wichtig. Auch der sorgsame Umgang mit der uns anvertrauten Natur als Gottes Schöpfung gehört dazu.

Wo die Konsumgesellschaft wütet, ist bewusster Verzicht eine entscheidende Hilfe. Der Mensch – auch Minderjährige – gewinnen damit Abstand zu einer verrückt gewordenen Welt. Dasselbe gilt für die Liebe zur Wahrheit im Zeitalter von Fake News und Lügen, die das Internet und die Medien beherrschen.

Oft ist es gut, wenn die ganze Familie eine Auszeit aus den allgegenwärtigen elektronischen Medien nimmt (Medien-Fasten). Twitter, Instagram und Facebook sind eine permanente Versuchung für jeden von uns. Sie bieten oberflächliche Ablenkung von den wirklich wichtigen Dingen im Leben. Die Zeit, die wir auf Facebook verbringen, werfen wir weg und stehlen sie unserem Partner und unserer Familie.

Weitergabe des Glaubens

Als Eltern haben wir die Verantwortung, den christlichen Glauben an unsere Kinder weiterzugeben. Dies beinhaltet, die Kinder im Geiste der 10 Gebote zu erziehen und ihnen die Wertmassstäbe christlicher Moral und Sittlichkeit zu vermitteln. In der heutigen, permissiven Umgebung ist dies nicht immer leicht.

Die Schule erfüllt bei der Kindererziehung eine wichtige Rolle, darf aber nur komplementär sein zur christlichen Erziehung im Elternhaus. Der Staat ist versucht, die Schule als Plattform zur ideologischen Indoktrination zu missbrauchen. So werden an den öffentlichen Schulen unter Berufung auf «Wissenschaftlichkeit» oft agnostische und atheistische Inhalte vermittelt, die dem christlichen Wertverständnis diametral widersprechen.

Oft können solche Entgleisungen im Elternhaus korrigiert werden. Es braucht jedoch – auch von den Kindern selbst – sehr viel Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Nicht jedem Kind ist die Kraft gegeben, sich einer gleichgeschalteten agnostischen Lehrer- und Schülerschaft entgegenzustellen und zu den christlichen Werten zu stehen. Einen Ausweg bieten oftmals christliche Privatschulen.

Baustein des Staates

Die Familie – vor allem die kinderreiche Familie – ist der Ort, wo Kinder sozialisiert und aufs Leben als mündige und verantwortungsvolle Bürger erzogen werden. Der Staat sollte deshalb eigentlich alles Interesse haben, die intakten Familien zu fördern und zu unterstützen.

Oft sind es völlig unverschuldete materielle Zwangslagen, welche Zwist und Verzweiflung in die Familien hineinbringen. Der Staat könnte hier entlastend wirken, was er aber nicht tut. Seitens unserer Arbeitsgruppe «Jugend und Familie» versuchen wir, in solchen Nöten helfend einzugreifen und mit Rat und Tat beizustehen. Manchmal genügt eine finanzielle Überbrückung oder einer überarbeiteten Mutter einmal eine kurze Aus-Zeit zu verschaffen. Oft vermitteln wir eine seelsorgerische Beratung. In manchen Fällen ist jedoch ein umfassender und teilweise jahrelanger Beistand nötig. Hunderte von Ehen und Familien konnten wir in den letzten Jahren retten helfen. Besonders schön ist es für uns jedes Mal, wenn wir Jahre später von Kindern der betreffenden Familien kontaktiert werden, und diese einen Teil der seinerzeit erhaltenen Hilfe zurückgeben möchten. Dies muss nicht unbedingt materiell sein. Es kann auch darin bestehen, unsere Arbeit im Gebet mitzutragen. Denn das Gebet ist die Grundlage von allem.

Celsa Brunner

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