Am 24. November verabschiedete das Parlament eine Vorlage zur PID, die einem Dammbruch gleichkommt. Selbst pessimistischste Vorhersagen wurden damit noch übertroffen.National- und Ständerat haben in der Wintersession die letzten Differenzen zur PID-Vorlage bereinigt, darunter vor allem die Zahl der Embryonen, die pro Behandlungszyklus im Reagenzglas entwickelt werden dürfen. Diese wurde nun auf zwölf (statt bisher drei) erhöht. Insgesamt zielt die Vorlage auf ein flächendeckendes PID-Screening.„Recht auf ein gesundes Kind“Dabei werden alle Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf Abnormitäten untersucht und gegebenenfalls „liquidiert“. Konkret wird geprüft, ob es im embryonalen Erbgut fehlende oder überzählige Chromosomen gibt (sogenannte Aneuploidien). Bei diesen Aneuploidie-Screenings geht es primär um das Aufdecken von Trisomie 21 (Down Syndrom), aber auch Trisomie 13 (Pätau-Syndrom) oder Trisomie 18 (Edwards-Syndrom). Faktisch wird damit eine Embryonenselektion eingeführt. Kinder mit Down-Syndrom haben praktisch keine Chance mehr. Das „Recht auf ein gesundes Kind“ rückt näher. Gleichzeitig wächst der Druck auf die Mütter, keine behinderten Kinder mehr zur Welt zu bringen.Das Volk muss entscheidenDen definitiven Entscheid über die PID wird das Volk fällen. Dabei stehen zwei Abstimmungen an: Zuerst untersteht die nötige Verfassungsänderung (Art.119 BV) dem obligatorischen Referendum, das im Juni 2015 stattfinden soll. Falls Volk und Stände der Verfassungsänderung zustimmen, beginnt die hunderttägige Frist für das fakultative Referendum gegen das Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG) zu laufen. Die Evangelische Volkspartei (EVP) hat bereits angekündigt, das Referendum zu ergreifen. «Es darf nicht sein, dass künftig Mediziner im Labor über lebenswertes und nicht lebenswertes Leben entscheiden», sagt EVP-Generalsekretär Joel Blunier. Seitens „Jugend und Familie“ werden wir diese Unterschriftensammlung mittragen.Bundesrat Alain Berset sieht dem Urnengang mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Diskussion werde «nicht so einfach» werden, meinte er. Die CVP etwa hatte die frühere (zurückhaltendere) Version des Bundesrats unterstützt, ist nun aber sehr gespalten. Einzelne CVP-Parlamentarier wie Christine Bulliard (Freiburg) wollen sich dem Referendumskomitee anschliessen.