«Alliance F» auf Abwegen

Der Frauendachverband «Alliance F» mutiert immer mehr zur sektiererischen Organisation militanter Feministinnen. Die wirklichen Anliegen der Frauen und Mütter werden dabei kaum mehr vertreten.

Am 1. August soll das Rütli, die Wiege der Eidgenossenschaft, lila leuchten. Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft überlässt die Wiese am Nationalfeiertag dem Frauendachverband Alliance F, der dort das Jubiläum zum Frauenstimmrecht feiern will. Wie die weibliche Bundesfeier ablaufen soll, ist noch nicht im Detail bekannt. Festbänke, Bier und Bratwurst gibt es aber auf jeden Fall nicht, dafür soll es «spielerisch» und «interaktiv» zugehen.

Teilnehmen sollen auch die Bundesrätinnen Viola Amherd und Simonetta Sommaruga, die bereits am Frauenstreik vor zwei Jahren medienwirksam ihre Solidarität bekundeten. Männer sind beim Anlass unerwünscht. «Am 1. August 2021 wird die Wiege der Schweiz zum ersten Mal komplett in Frauenhand sein», tönt es kämpferisch im Programm.

Es mag eine schöne Geste sein, das Frauenstimmrecht zu feiern. Doch das «Frauenrütli» will mehr – nämlich einen Aufbruch «für den weiteren Wandel in unserer Gesellschaft». So sieht es jedenfalls die weibliche Elite von Alliance F, die vom normalen Leben meilenweit abgehoben ist.

Militante Insiderinnen

Alliance F ging 1999 aus dem Bund Schweizerische Frauenorganisationen hervor. Die Organisation bezeichnet sich zwar selbstbewusst als «Stimme der Frauen in der Schweizer Politik», entpuppt sich aber als Klub militanter Feministinnen. Unter dem Co-Präsidium der Grünliberalen Kathrin Bertschy (Initiantin der «Ehe für alle») und der Grünen Maya Graf hat der Verband einen krassen Linksdrall. Er vertritt «die» Frauen ebenso wenig wie die Klimajugend «die» Jungen.

Dies dürfte auch bei der «Frauensession» zutage treten, die im Oktober von Alliance F mitorganisiert wird. 200 Frauen sollen im Nationalratssaal in die Rolle von Politikerinnen schlüpfen, über Gleichstellung diskutieren und dem Bundesrat Forderungen übergeben. Wenig überraschend handelt es sich bei den vorgesehenen Teilnehmerinnen meist um Insiderinnen aus dem linken Lager, die von ihresgleichen ausgewählt wurden. So gehören beispielsweise sieben der zehn erkorenen Tessinerinnen zur SP, Juso oder sind Gewerkschafterinnen.

Freche Anmassung

Selbstverständlich ist es feministischen Kreisen unbenommen, für ihre Anliegen einzutreten. Ärgerlich aber ist, wenn sie dies im Namen «der» Frauen tun – und damit all jene vereinnahmen, die ein völlig anderes Weltbild haben.

Es gibt viele Frauen, die gerne primär Familienmanagerin und Mutter sind. Ein freier Entscheid, den sie selber und eigenbestimmt treffen. Auf staatliche Gängelung sind sie dabei nicht angewiesen. Auch auf Gleichstellungsbüros verzichten sie gerne und sie sehen nicht ein, wieso sich der Staat zunehmend in ihr Privatleben einmischt. Sie wollen keine mehrmonatige bezahlte Elternzeit und auch keine Geschlechterquoten. Für Sie wäre es schon eine Anerkennung, wenn für die Kinderbetreuung zuhause ein ähnlich hoher Steuerabzug gemacht werden könnte, wie für die Fremdbetreuung. Statt immer mehr Steuern zur Umverteilung hätten Sie lieber etwas mehr im Haushaltsbudget.

Staat zwingt Mütter zur Doppelbelastung

Der Staat will derweil mit allerlei Massnahmen und Anreizen die volkswirtschaftliche Produktivität steigern. Ein naheliegendes Mittel ist dabei, die Mütter vermehrt in den ausserhäuslichen Erwerbsprozess zu zwingen. In vielen Familien mit Kindern teilen sich Vater (Berufsarbeit) und Mutter (Familienarbeit) die Verantwortlichkeiten bewusst auf. Diese Arbeitsteilung ist von den betreffenden Müttern und Vätern in der Regel frei gewählt und erwünscht – manchmal verbunden mit einem kleinen Erwerbspensum der Mutter.

Wenn sich der Staat einmischt und die Mütter ins Erwerbsleben nötigt, so kommt es jedoch vermehrt zur unzumutbaren Doppelbelastung. Dies zeigen auch die Zahlen: So arbeiten Mütter heute 2,7 Stunden pro Woche mehr in bezahlten Jobs, als noch 2010. Aber gleichzeitig hat sich auch ihr Pensum zuhause vergrössert, nämlich von 27,9 Stunden/Woche im Jahr 2010 auf 28,7 Stunden im Jahr 2020. Dies geht aus der neusten Arbeitskräfteerhebung des Bundesamtes für Statistik (BfS) hervor.

Schluss mit der ideologischen Bevormundung!

Insgesamt leisteten Frauen im Jahr 2020 durchschnittlich rund 10 Stunden mehr Haus- und Familienarbeit pro Woche als die Männer – nämlich 28,7 Stunden gegenüber 19,1 Stunden. Bei Paaren mit Kindern unter 15 Jahren leisten die Mütter gar 50% mehr Familienarbeit als die Väter. Die Väter setzten umgekehrt mit 25,3 Stunden pro Woche mehr Zeit im Beruf ein. Bei den Frauen waren es 15,8 Stunden. Wenn der Staat den Eltern ihren zeitlichen Einsatz vorschreiben will, so handelt es sich um eine freche Bevormundung.

Es wäre wertvoll, wenn die feministische Elite die Fakten einmal ganz einfach anerkennen könnte: Der Zwang zur Erwerbstätigkeit führt bei vielen Müttern – vor allem bei Müttern kinderreicher Familien – zur untragbaren Mehrfachbelastung. Es ist nicht länger akzeptabel, dass diese abgekämpften Mütter auf dem Altar feministischer Theorien geopfert werden.

(Celsa Brunner)

 

                                                                                                           

                                                                                    

Schreiben Sie einen Kommentar