Nach wie vor tiefe Scheidungszahl

Ende Juni brachte das Bundesamt für Statistik (BfS) die neusten Scheidungsziffern. So wurden 2018 16’500 Scheidungsurteile registriert – eine Zunahme von 4% im Vorjahresvergleich. Die Zunahme betrifft sowohl Schweizer Paare (+0,6 Prozent) als auch gemischt-nationale Paare (+3,0 Prozent) und rein ausländische Paare (+12,4 Prozent). Allerdings wurden 2018 auch mehr Eheschliessungen, Geburten und Todesfälle registriert. Einzig die eingetragenen Partnerschaften gingen zurück. So wurden 2018 in der Schweiz 40’700 Ehen geschlossen, d.h. 0,3% mehr als 2017. Diese Zunahme betraf sowohl die Eheschliessungen zwischen zwei Schweizer Staatsangehörigen (+0,5%) als auch jene zwischen Ausländischen (+2,1%). Die gemischt-nationalen Eheschliessungen gingen hingegen zurück (–0,8%).

Trotz vorübergehender Zunahme ist die Scheidungszahl generell tief. Nach 1970 stiegen die Scheidungen rasant und erreichten 1999 20’800. 2010 wurde mit 22’100 ein Rekord registriert (neues Scheidungsrecht). Seither nehmen die Scheidungen kontinuierlich ab – bis auf 15’900 im Jahr 2017. Auch die jetzt etwas höheren Zahlen von 2018 liegen noch unter jenen von 2003 bis 2016.

Dabei wird beobachtet, dass die Scheidungsquote in den ersten 15 Ehejahren zwar sinkt, danach aber ansteigt. 30% der Scheidungen erfolgen heute nach über 20 Ehejahren! Der Zürcher Paarforscher Prof. Guy Bodenmann führt dies darauf zurück, dass es bei älteren Paaren oft am Commitment fehlt, also dem Willen, der Ehe Sorge zu tragen und die Liebe zu pflegen. Wenn dann plötzlich eine attraktive Drittperson auftaucht, kann dies zur Auflösung der Ehe führen. Faktoren wie Stress im Beruf können ebenfalls die Ehe allmählich zersetzen.

Auffällig ist zudem der hohe Ausländeranteil. So betrifft mit 6’941 Scheidungen weniger als die Hälfte der Scheidungen einen Schweizer und eine Schweizerin. Bei 5’731 Scheidungen ist einer der Partner Ausländer. Bei 3’870 Paaren gar beide. Kulturelle Unterschiede scheinen dabei entscheidend. Auch die Zunahme von 2018 betraf zum grössten Teil Ehen, wo mindestens einer der beiden Partner Ausländer ist. Die Zunahme betrug bei Schweizer Paaren bloss 0,6%, bei gemischt-nationalen Paaren 3,0% und bei ausländischen Paaren 12,4%.

Angesichts der Zahlen bleibt die Frage, ob nicht eine niederschwellige Eheberatung – insbesondere für ausländische Paare – nötig wäre. Der Bundesrat hat bislang allen Vorstössen im Parlament für ein Beratungsangebot eine Absage erteilt. Das ist tragisch, weil mit jeder Ehe, die gerettet wird, auch viel Leid und viel Schaden vermieden werden kann. 2018 waren bei 46% der Scheidungen minderjährige Kinder mit betroffen. Die Folgekosten für die Gemeinschaft sind enorm. (idea)

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