Rund 700 Familien, Eltern und Kinder trafen sich am 2. September in Luzern zum 20. schweizerischen Familientag. Trotz vieler Probleme zeigte sich einmal mehr, wie seht kinderreiche Familien ein Quell der Lebensfreude sind.
Wie andere Bundesstellen leidet auch das Bundesamt für Statistik (BfS) an akuter genderistischer Sprachverwirrung. Trotzdem kommt man bei der Lektüre des neuen «Statistischen Familienberichts 2017» zu aufschlussreichen und teilweise überraschenden Informationen.
Mit viel Rechnen und Zusammenzählen (konkrete Zahlen werden aus ideologischen Gründen oft nicht genannt) erfährt man beispielsweise, dass es in unserem Land nach wie vor über 226’000 Haushalte mit drei und mehr Kindern gibt. Insgesamt leben fast anderthalb Millionen Menschen in einer kinderreichen Familie. Das ist eine beeindruckende Zahl.
Nur 5,5% Patchworkfamilien
Aufschlussreich ist auch, dass lediglich 5,5% aller Familien Patchworkfamilien sind – oder wie es das BfS etwas abgehoben formuliert: «5,5% sind Paarhaushalte (Ehepaare 3,1%, Konsensualpaare, 2,4%), in denen mindestens eines der Kinder kein gemeinsames Kind ist. Man spricht hier von Fortsetzungs- oder Patchworkfamilien.» Dies überrascht, weil in der öffentlichen Diskussion oft der Eindruck entsteht, ein enormer Teil der Familien, wenn nicht gar die Mehrzahl, seien Patchworkfamilien.
Homopaare mit Kindern: völlige Randerscheinung
Noch überraschender: Die in den Medien so omnipräsenten Homopaare mit Kindern fallen gar völlig aus der Statistik. So existieren in der Schweiz gerade einmrr�(q �jhr r@ rit Kindern. Es geht also um eine verschwindend kleine, aber lautstarke Minderheit. Das Geschrei der Medien um die «Regenbogenfamilien» muss angesichts der Zahlen aber völlig relativiert werden.
Die echten Probleme kinderreicher Familien
In unserer Interessengemeinschaft «Familie 3plus» haben sich 3’200 Familien mit drei und mehr Kindern zusammengeschlossen. Zweck der IG ist es, intakte Familien zu vernetzen, sich auszutauschen und gegenseitig Mut zu machen. Jedes Jahr führen wir zwei grosse Anlässe durch, nämlich Ende Januar unser «Elterntreffen» – ein Mittagessen mit politischer Diskussion nur für die Eltern. Dem folgt nach der Sommerpause der grosse Schweizerische Familientag für die ganze Familie – diesmal schon zum 20. Mal. So trafen sich auch am 2. September 2017 rund 700 Familien, Eltern und Kinder zu einem spannenden Tag im Verkehrshaus Luzern. Die Begrüssung übernahm diesmal Nationalrätin Yvette Estermann.
Einmal mehr zeigten sich zwei Hauptprobleme, mit denen kinderreiche Familien konfrontiert sind: nämlich die Einmischung des Staates in die Erziehung und der Zwang auf die Mütter zur Erwerbstätigkeit.
Staat will ideologisch beeinflussen
Zum ersten will der Staat die Familien ideologisch beeinflussen. Dies betrifft primär die religiös-weltanschauliche Erziehung. Immer mehr Erziehungsfunktionen werden von der Familie an den Staat (Krippe, Schule, usw.) ausgelagert. Damit geht auch die Wertvermittlung von der Familie an den Staat über.
Der Staat wiederum vertritt – im Gegensatz zur oft religiös geprägten Weltanschauung in der Familie – ein laizistisches Modell. Dieses basiert auf der Annahme, dass die religiösen Bekenntnisse durch multikulturelle «zivile» Werte ersetzt worden seien. Inhaltlich baut diese «Zivilreligion» auf dem Dogma der «Toleranz» auf – dem «offen sein für alles», aber auch dem «alles ist erlaubt».
Bekennende Christen unter Druck
Religiöse Wert- und Moralvorgaben kollidieren deshalb in diesem säkulären «Toleranzmodell» mit dem damit verbundenen permissiv-liberalen Mainstream. Problematisch wird dies dort, wo der Staat (Schule, Verwaltung) unter Berufung auf das «Toleranzgebot» in die Familien eingreift und die dortigen, religiös geprägten Wertvorgaben beschränken will. Dies ist etwa bei der Sexualaufklärung oder allerlei «Sensibilisierungskampagenen» der Fall.
Kinderreiche Familien sind aufgrund ihrer Grösse und Autonomie gegen solche staatliche Einflussnahme meist ziemlich resistent. So treten beispielsweise Konflikte von Eltern mit der Erziehungsbürokratie bei kinderreichen Familien öfter auf, als bei Kleinfamilien. Dies mag auch daran liegen, dass Eltern kinderreicher Familien in Erziehungsfragen den Staatsvertretern selbstbewusster und mit mehr Erfahrung begegnen.
Nötigung zur Erwerbstätigkeit
Ein zweites Problemfeld besteht darin, dass sich die Mütter aus Gründen volkswirtschaftlicher Produktivität in den Erwerbsprozess integrieren sollen. Ein besonderer Dorn im Auge sind dem Staat die rund 50’000 gut ausgebildeten Frauen, die sich lieber um die Kinder kümmern, statt Karriere zu machen.
Auch hier liegen die kinderreichen Familien in unserem Land quer. Für viele kinderreiche Mütter ist eine ausserhäusliche Erwerbstätigkeit wegen der Doppel-, bzw. Dreifachbelastung zwischen Hausarbeit, Erziehung und Erwerbsarbeit schlicht nicht machbar. Die Belastung wird zu gross und tatsächlich zerbrechen viele Mütter daran. Ein guter Teil unserer Hilfstätigkeit ist denn auch darauf ausgerichtet, diesen, vom Staat mitverursachten Schaden wieder zu kitten.
Der Staat sollte deshalb eigentlich jedes Interesse haben, die Familien zu stärken, statt sie mit zusätzlichen Belastungen weiter zu schwächen. Ein schöner Anfang wäre schon mal die Abschaffung der Heiratsstrafe bei den direkten Bundessteuern. Immerhin 80’000 Ehepaare leiden unter dieser Diskriminierung. Dieses Thema wurde vom Bundesrat jedoch vor der Sommerpause auf die lange Bank geschoben.
Stattdessen ist einmal mehr ein massiv höherer Steuerabzug für die Kinder-Fremdbetreuung vorgesehen (die Vernehmlassung endete am 12. Juli 2017). Verstärkt wird damit der Druck auf die Mütter zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, geschwächt werden die kinderreichen Familien.
Lebensfreude aus der Familie!
Trotz all dieser Probleme und viel harter Arbeit zeigt sich jedoch auch immer wieder, wie stark Ehe und Familie als Quell der Lebensfreude sind. Für die Ehepartner ist die Familie der Ort, wo sie sich gegenseitig getragen und geborgen fühlen können. Und für die Kinder ist sie der Ort, wo sie zu jenen selbstverantwortlichen Menschen heranwachsen, auf die die Gesellschaft später so dringend angewiesen ist.
All dies gilt es zu würdigen. Und genau dies möchten wir mit unserem Einsatz auch tun!
Celsa Brunner