Eine Familie mit Kindern ist ein Quell der Lebensfreude und ein Ort des Vertrauens und der Geborgenheit. Allerdings braucht eine Familiengründung oft auch Mut – und zwar sowohl aus wirtschaftlichen wie aus gesellschaftspolitischen Gründen.
Kinder zu haben ist teuer. Je nach Kinderzahl und Alter belaufen sich die monatlichen Kosten für ein Kind zwischen 1’300 und 1’500 Franken. Bei drei Kindern im Alter zwischen 13 und 18 Jahren sind es gemäss der Zürcher Kinderkosten-Tabelle vom 1. Januar 2022 pro Kind 1’515 Franken, d.h. total über 4’500 Franken. Da helfen Kinderzulagen von 250 Franken pro Kind nur wenig.
Doch nicht nur die Kinderkosten sind einschneidend. Auch sonst müssen Eltern auf vieles verzichten, was sich kinderlose Paare problemlos leisten können. So etwa Restaurantbesuche oder Hotelferien. Schwierig sind aber vor allem die hohen Wohnkosten in den Städten und Agglomerationen. Ohne Anfall einer Erbschaft ist der Erwerb eines Eigenheims für junge Familien fast unmöglich geworden. Sie müssen aufs Land ziehen und der Vater muss für die Arbeit oft eine lange Pendlerdistanz auf sich nehmen.
Zwang auf die Mütter
In den meisten Familien mit zwei oder mehr Kindern reicht das Einkommen des Vaters deshalb heute nicht mehr aus. Um wirtschaftlich durchzukommen, benötigen sie ein Zweiteinkommen der Mutter. Zudem nötigen auch die Wirtschaft und der Staat zwecks Produktivitätssteigerung möglichst viele Mütter zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit.
Für den Staat lohne es sich nicht, den Frauen eine teure Ausbildung zu finanzieren, wenn diese nachher «nur zuhause herumsitzen». So forderte kürzlich der Präsident des Arbeitgeberverbands, Valentin Vogt, dass arbeitende Frauen ihr Pensum auf mindestens 60% erhöhen sollten: «Es geht nicht darum, noch mehr Teilzeitstellen zu schaffen, sondern dafür zu sorgen, dass die bereits erwerbstätigen Mütter ihre Pensen erhöhen», sagte er in einem Interview mit mehreren Tageszeitungen. All diese Massnahmen laufen unter dem populistischen Schlagwort der «Vereinbarkeit von Familie und Beruf».
«Faule Hausfrauen»
So weckt die vollzeitliche Tätigkeit als «Hausfrau» immer mehr Erklärungsbedarf. Das ist nicht in Ordnung und darf nicht sein! Eine Mutter von zwei oder drei Kindern soll sich nicht entschuldigen müssen, dass sie sich voll der Familie widmet! Die Tätigkeit einer Familienmanagerin ist ebenso anspruchsvoll wie jede andere Führungsfunktion! Sie braucht keine zusätzliche Rechtfertigung!
Die Erwerbsquote der Frauen ist so schon enorm. Sie stieg von 43% im Jahr 1971 auf 69,1% im 2021. Nur Island weist in Europa eine höhere Frauenerwerbsquote auf. Gleichzeitig arbeiten sechs von acht Frauen Teilzeit (61,8%). Auch dies ein Rekordwert: Nur in den Niederlanden arbeiten mehr Frauen Teilzeit.
Teilzeitarbeit hat verschiedene Nachteile. So ist der Fixaufwand (z.B. Arbeitsweg, usw.) für kürzere Arbeitszeiten proportional höher. Auch tendieren Arbeitgeber dazu, von den beschäftigten Frauen (vor allem in Kaderstellen) mehr zu verlangen, als den vereinbarten Teilzeitrahmen. Auch können zwar viele Mütter fürs Kinderhüten auf ein familiäres Auffangnetz wie die Grosseltern zurückgreifen. Andere jedoch sind auf eine Krippenbetreuung angewiesen. Dies trägt zur absurden Situation bei, dass Mütter einerseits ausser Haus Geld verdienen müssen, während sie andererseits fremde Frauen dafür bezahlen, in dieser Zeit ihre Kleinkinder zu hüten.
Doppelbelastung erwerbstätiger Mütter
Auch die Arbeitsteilung zwischen Vater und Mutter im Haushalt klappt nur mangelhaft. Wie die neuste Arbeitskräfteerhebung (SAKE) aufzeigt, verbringen Frauen im Schnitt 22 Stunden pro Woche mit Hausarbeit. Bei den Männern sind es unter 15 Stunden. Vor allem bei der Kinderbetreuung, aber auch beim Putzen und Waschen ist der Zeitaufwand der Frauen fast doppelt so hoch, wie bei den Männern. Erwerbstätige Mütter müssen deshalb oft zwei Jobs parallel bewältigen, nämlich einerseits die Arbeit ausser Haus und andererseits die Haus- und Erziehungsarbeit.
Zudem führt Teilzeitarbeit häufig zu Beitragslücken in der 2. Säule der Altersvorsorge. Dies zeigt sich am Beispiel einer Primarlehrerin, deren Gehalt sich im Lauf des Erwerbslebens von 70’000 Franken im Alter von 25 Jahren auf 100’000 Franken bei der Pensionierung steigert. Mit den üblichen BVG-Beiträgen erreicht sie bei der Pensionierung ein Altersguthaben von 519’000 Franken. Zahlt sie zudem in der Säule 3a den jährlichen Maximalbetrag, so ergibt sich ein zusätzliches Vermögen von knapp 436’000 Franken. Daraus resultiert ein jährliches Bruttoeinkommen aus AHV und Pensionskasse von 61’000 Franken. Legt dieselbe Lehrerin im Alter von 30 bis 35 Jahren eine sechsjährige Erwerbspause ein und arbeitet nachher während acht Jahren nur 60% weiter, so ist ihr Bruttoeinkommen im Alter mit nur 53’000 Franken rund 14% niedriger.
Benachteiligung durch den Staat
Hinzu kommt die massive Benachteiligung verheirateter Eltern bei den Steuern. Arbeitet die Mutter Teilzeit, so geht ein grosser Teil des Zusatzverdienstes wegen der Steuerprogression gleich wieder ans Steueramt. Bevorteilt werden demgegenüber unverheiratete Doppelverdiener-Paare. Für Eltern, die ihre Kinder selber betreuen, ist auch der Fremdbetreuungsabzug ein grosses Ärgernis.
Die gezielte Schwächung der Familien durch den Staat ist kurzsichtig. Kinder werden in der Familie sozialisiert und wachsen dort zu fähigen und eigenständigen Bürgern heran, auf die der Staat angewesen ist. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Verwirrung – die «Ehe für alle» oder der hyperventilierende Genderismus – sind intakte Familien ein entscheidender Faktor für eine gesunde Gesellschaft.
Falsche Idealisierung der Regenbogen-Familien
Die gesellschaftliche Verwirrung ist demgegenüber bereits so weit fortgeschritten, dass sich intakte Familien in der gesellschaftlichen Debatte fast rechtfertigen müssen. Zwar ist nach wie vor der allergrösste Teil der Eltern verheiratet und die meisten Kindern wachsen in einer ganz normalen Familie auf.
Jedoch führen Gendergaga und die Medienpropaganda zahlloser «Gleichstellungsbüros» dazu, dass „Regenbogen-“ und Patchworkfamilien völlig idealisiert werden. Dass hinter jeder Patchworkfamilie eine vor allem für die Kinder oft traumatische Scheidung steht, wird dabei grosszügig ausgeblendet.
Der Staat greift nach unseren Kindern
Die vor allem von linken Kräften geforderte «Politik der frühen Kindheit» möchte die Erziehungsverantwortung möglichst früh von den Eltern an öffentliche Institutionen wie Krippe, Hort, Kindergarten und Schule delegieren. Hintergedanke ist dabei, möglichst früh ideologischen Einfluss auf das Denken und die Geistesbildung der Kinder nehmen zu können.
Dabei werden die Moralvorstellungen des Elternhauses regelmässig unterlaufen und durch einen öffentlich propagierten Wert-Relativismus ersetzt. Diese Entwicklung muss entschieden bekämpft werden! Die Verantwortung für Erziehung und Wertvermittlung muss im Elternhaus liegen und darf nicht durch Schule und Staat ersetzt werden.
Claudia Kaufmann