Die Geburtenrate ist in der Schweiz auf einem Rekordtief angelangt. Wurden 1964 noch 2,7 Kinder pro Frau geboren, sind es heute nur noch 1,39. Ähnlich verhält es sich in Deutschland. Die Gründe sind vielfältig. Während die einen ungenügende Krippensubventionierung für den Geburtenrückgang verantwortlich machen, stellte Soziologieprofessorin Katja Rost in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» primär veränderte Lebenswünsche und Prioritäten bei jungen Menschen fest.
Als zentralen Aspekt sieht Rost das Sicherheitsdenken bei Erwachsenen. Viele wollen zuerst den richtigen Partner, einen guten Lohn und eine Wohnung, bevor sie eine Familie gründeten. So wird die Familienplanung immer weiter nach hinten geschoben. Manche Frau greife daher auch auf Egg-Freezing zurück, um sich mehr Zeit zu verschaffen.
Zudem falle auf, dass vor allem hochqualifizierte Frauen nur ein Kind oder gar keine Kinder mehr haben. Früher war das Modell Hausfrau der Standard. Heute haben Frauen mehr berufliche Optionen und nehmen diese auch wahr. Dabei überlegen sie sich, ob Kinder die Karriere behindern und sich deshalb nicht lohnen würden.
Steckt ein bewusster Entscheid hinter der Kinderlosigkeit, so sei dies oft auf «Optionsverengungen» zurückzuführen. Das bedeutet, dass der Entscheid für etwas gleichzeitig etwas anderes ausschliesst. «Kinder sind eine wahnsinnige Verpflichtung», sagt Rost. Sie selbst empfiehlt jungen Erwachsenen, möglichst früh, noch vor dem 30. Altersjahr, eine Familie zu gründen. In dieser Lebensphase hätten Eltern noch mehr Zeit und Energie.
(NZZ)