Der Kampf um die Würde des Menschen 

Als Christen haben wir den Auftrag, den Wert jedes Menschen als einzigartiges Geschöpf Gottes zu verteidigen. Auch wenn der Zeitgeist in vieler Hinsicht gegen uns arbeitet, dürfen wir die Hoffnung auf eine Heilung der Gesellschaft deshalb nicht aufgeben.

In der heutigen, liberalen Konsumgesellschaft ist fast alles käuflich geworden. Prostitution und Leihmutterschaft seien ein Geschäft wie jedes andere, erklärte bereits 2014 in der Neuen Zürcher Zeitung die damalige Präsidentin der nationalen Ethikkommission, Andrea Büchler. Auch Models, Sportlerinnen und Tänzer stellten ja schliesslich ihren Körper für Geld zur Verfügung, meinte sie. Wieso nicht auch Prostituierte? Wieso nicht auch «Leihmütter» – als menschliche Gebärmaschinen?

Der «autonome Mensch»

Die schleichende Entwertung des Menschen zum käuflichen Objekt hat eine lange Geschichte. Mit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts ersetzte der Mensch die transzendentale Gotteserkenntnis durch Selbsterkenntnis: Nicht ein allmächtiger Schöpfergott definiert «Gut und Böse», sondern der «autonome Mensch» selbst setzt aus freier Willenskraft verbindliche Vorgaben.

Diese ungebundene, voluntaristische Entscheidungsmacht bildet die Grundlage für eine auf reiner Willkür basierende Herrschaft – oft missverstanden als «Freiheit».

Damit einher ging ein Verlust jedes transzendentalen Wertesystems. Die auf der natürlichen Schöpfungsordnung beruhende Unterscheidung zwischen «Gut und Böse» gilt nicht mehr. An deren Stelle trat eine schwammige «Toleranz». 

Alles ist erlaubt

Dieses «Toleranzmodell» basiert letztlich auf dem Grundsatz: Alles was möglich ist, ist auch erlaubt. Die «wertfreien Wissenschaften» (Max Weber) traten einen ungeahnten Siegeszug an, der dem materialistischen Menschenbild Vorschub leistete. Nicht nur die Natur wurde schonungslos ausgeplündert, auch der Mensch degenerierte zur blossen Produktions- und Konsumeinheit. Einziger Messwert wurde seine Produktivität und Kaufkraft. Behinderte und kranke Menschen werden damit zur gesellschaftlichen Belastung, die man am besten beseitigt – wenn möglich präventiv schon vor der Geburt. 

Welt ohne Behinderte und Alte

Bereits heute findet in der pränatalen Diagnostik und der Präimplantationsdiagnostik eine solche Selektion statt: Der Embryo wird auf «Schäden» untersucht und per Abtreibung «entsorgt». Die Krankenkassen werden künftig gewisse Erbkrankheiten nicht mehr abdecken, die vor der Geburt erkannt und mit einer Abtreibung «gelöst» werden können. Das Lebensrecht behinderter Menschen wird damit krass unterlaufen.

Gleichzeitig wird auch der Mensch selbst immer mehr zum Kaufgegenstand. Bereits heute kann bei der in vitro-Fertilisation (IVF) ein besonderes «Matching» gewünscht werden. Bald werden auch bestimmte genetische Eigenschaften eines Kindes käuflich sein: Künstliche Befruchtung und Lieferung nach neun Monaten von einer Leihmutter; Augenfarbe, Geschlecht, intellektuelle und athletische Fähigkeiten vertraglich garantiert. 

Sarco: Der «sanfte Tod»

Selbst der «sanfte Tod» ist inzwischen käuflich. Bis zu 10’000 Franken kostet bei der Basler Eternal Spirit eine «Sterbebegleitung», Formalitäten und Abtransport inbegriffen. Bei Exit sind es bis 3‘700 Franken. Mitte Juli wurde die neue Suizidkapsel «Sarco» von «Last Resort» vorgestellt. Wer sich – gegen gute Bezahlung – in den Kunststoffkasten legt, kann seinem Leben per Knopfdruck rasch und schmerzlos ein Ende bereiten, verspricht die Firma. Auch depressive und psychisch Kranke könnten dies ohne Einschränkungen tun. Die Situation ist pervers: Einerseits überbieten sich viele Beratungsorganisationen gegen Suizid gegenseitig, andererseits wird der durchgestylte Selbstmord mit Blick aufs Matterhorn kultiviert.

Es überrascht auch wenig, dass in überalterten Gesellschaften wie Japan für die «nutzlosen Alten und Kranken» bereits eine Suizidprämie diskutiert wird, die sie beim Selbstmord den Nachkommen vererben könnten.

Menschenverachtende Massenkultur

Die Konsumfreiheit der hedonistischen Spassgesellschaft ist fast schrankenlos. Es zählt nur der kurzfristige Lustgewinn. Alles wird käuflich und wählbar – neuestens sogar das Geschlecht. Ungeachtet der biologischen Gegebenheiten wird da Mann zur Frau und Frau zum Mann (oder irgendetwas dazwischen), kann heiraten und sogar Kinder adoptieren. Dabei geht es um einen quasireligiösen, totalitären Anspruch: Wer die Wahlfreiheit ablehnt, wird als homophob und queerophob von Staat und Gesellschaft verfolgt. Mit Zwang werden Ungläubige auf die richtige Linie gebracht.

Die orientierungslose Massengesellschaft wird mit einem gewaltigen Konsumangebot ruhiggestellt. Gleichgeschaltete Medien lenken die willenlosen Massen, während sich kleine Eliten (Gates, Soros und Konsorten) hemmungslos bereichern. Verschärft wird der moderne Totalitarismus des 21. Jahrhunderts durch die technischen Möglichkeiten einer allgegenwärtigen Überwachung. Kein, noch so privater Raum bleibt sicher.

Verlust der Bindungsbereitschaft

Der aus der Aufklärung folgende Materialismus und Konsumismus wiegt schwer. Mit dem Zerfall transzendentaler Werte und der «alles ist erlaubt»-Mentalität geht ein tiefer Bindungsverlust einher. Dieser betrifft alle Lebensbereiche – von der ehelichen Treue bis hin zum Verhältnis von Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Bürger und Staat.

«Ein Seitensprung kann befreiend sein», erklärt uns der Zürcher Tages-Anzeiger. Und «20 Minuten» zeigt auf, wie man das konkret am besten organisiert. Auch gesamtgesellschaftlich sind die Folgen verhängnisvoll. Der Staat plündert die Bürger mit Steuern und Gebühren aus, während die Bürger umgekehrt beim Staat möglichst viel abzwacken. Das Gemeinwohl geht verloren.

Wo es noch Kinder gibt, wird deren Erziehung an Schule und Staat ausgelagert. An den Schulen wird kräftig das «Toleranzmodell» indoktriniert – oft diametral gegen die Wertvorstellungen des Elternhauses. Sexualkunde ist obligatorisch – schliesslich weiss der Staat am besten, wie man «aufklärt». Unter Berufung auf «die Gesundheit» erlaubt sich der Verwaltungsapparat Eingriffe in die tiefste Privatsphäre. Christliche Lehrer werden gezielt gemobbt.

Ersatzreligionen und Orientierungsdefizit

Bei der ideologischen Unterlegung seines Handelns geht der moderne Staat subtil vor. Der Totalitarismus kommt auf den Samtpfoten der «Toleranz in der multikulturellen Gesellschaft» daher. An die Stelle parastaatlicher Schlägerbanden tritt die Ausgrenzung von Abweichlern in den Staatsmedien. Der Druck auf nonkonforme «Querdenker» und «Verschwörungstheoretiker» ist immens.

Ersatzreligionen machen sich breit: Statt Jesus Christus wird Taylor Swift angebetet und kommerzialisierte Esoterik ersetzt das Christentum. Manche wiederum «erfrischen» sich an Satanismus und Hexenkulten. Ein ideologischer Religionsersatz ist auch der woke Genderismus.

Zeichen der Hoffnung

Allerdings schürt die gleichgeschaltete, religions- und bindungslose Gesellschaft bei vielen Menschen Unsicherheiten. Unerbittlich ruft tief innen das Gewissen: «Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse, die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süssem machen und Süsses zu Bitterem!» (Jesaja 5,20)

Zwar wagt es kaum jemand auszusprechen, aber viele spüren instinktiv, dass in der Gesellschaft etwas nicht mehr stimmt. Die Ersatzreligionen können den menschlichen Grundbedürfnissen nicht genügen und der individuelle Gewissensruf – die Stimme Gottes – gibt uns Hoffnung gegen den neuheidnischen Zeitgeist.

So finden sich denn vielerorts in kleinen Hauskreisen Christen zum Bibelstudium und Gebet zusammen, um sich in einer nihilistischen Umgebung zu stärken und Mut zu machen. Nicht zuletzt gehören hierzu auch Strukturen wie «Gebet für die Schweiz» oder «Moms in Prayer» (Gebet für Kinder und Schulen).

Wir alle sind aufgerufen, nicht nur im individuellen Leben der Sünde zu entsagen, sondern auch gesellschaftlich dem Bösen offensiv entgegenzutreten – oder wie es uns Paulus im Römerbrief sagt: «Lass dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.» (Römer 12:21)                                                                       

Celsa Brunner

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