Der Griff des Staates nach unseren Kindern

Viele Eltern sind beunruhigt über die Entwicklung an den öffentlichen Schulen und suchen nach Alternativen. Sie finden eine solche in christlichen Privatschulen. Zudem hat Corona den hohen Wert des «Home-Schooling» aufgezeigt. Der Weg dorthin ist jedoch oft steinig.

Vor zwei Jahren – im Mai 2019 – publizierte die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) den ersten sog. «nationalen Schulvergleich» der kantonalen Volksschulen. Dabei wurden Kenntnisse in Hauptfächern untersucht – etwa die Schulsprache oder erste Fremdsprache bei den Sechstklässlern oder die Mathekenntnisse bei den Sekundarschülern. Geprüft wurden über 20’000 Schüler aus allen Kantonen, davon 30,6% mit Migrationshintergrund.

Leiden an der Volksschule

Die Resultate waren teilweise katastrophal. Etwa in Mathematik erreichten durchschnittlich bloss 62,2% der Schulabgänger das Bildungsziel. In Basel-Stadt war es nicht einmal die Hälfte (43,5%). Bei den Fremdsprachen stand es nicht viel besser. Bestätigt wurde all dies auch durch die Ergebnisse der PISA-Studie vom Dezember 2019.

Die Volksschule kostet enorm viel und eine Schulreform jagt die andere. Aber der Eifer der Bildungsbürokratie scheint sich eher in einem Verlust an Grundwissen der Schüler niederzuschlagen.Gleichzeitig wächst der Anspruch des Staates, mittels Schule immer tiefer in die Erziehungshoheit der Eltern einzugreifen. Dies betrifft vor allem die Vermittlung ethisch-moralischer Werte.

Staatliche Indoktrination

Ursprünglich hatte Volksschule durchaus christliche (pietistische) Wurzeln. Es waren nämlich die Reformatoren, die in den Kirchenordnungen die Einrichtung von Schulen vorsahen. Die katholischen Gebiete zogen im 17. Jahrhundert bald nach. 

1789 erkannten die französischen Revolutionäre rasch, dass die Volksschule ein idealer Ort für staatliche Indoktrination war. Anstelle christlicher Ideale wurde nun eine säkularisierte Zivilreligion gelehrt, die antikirchliche Züge trug. Selbst der vielgerühmte Johann Heinrich Pestalozzi stand im Dienst dieser Revolution und 1792 erklärte ihn die französische Nationalversammlung als einzigen Schweizer zum französischen Ehrenbürger. Nicht umsonst wurde in der früheren kommunistischen DDR «besonders parteitreuen“ Lehrkräften die «Pestalozzi-Medaille für treue Dienste“ verliehen.

Schule als «säkulärer»Raum

Seit der französischen Revolution hat kaum ein totalitäres Regime darauf verzichtet, die Schulhoheit ideologisch zu instrumentalisieren. Während dies im Nationalsozialismus und im Kommunismus die entsprechenden Ideologien waren, vermittelt das heutige Volksschulsystem die Wertvorstellungen einer linksliberal geprägten «Toleranz». Die verbindliche Vermittlung christlicher Werte widerspricht diesem «Toleranzmodell»und wird von den Schulbehörden tendenziell unterbunden (Schule als säkularer Raum, kein Schulgebet, keine christliche Symbolik, usw.). Unvermeidlich treten damit vom Staat definierte Ideale an die Stelle elterlicher Wertvorstellungen. 

Gezielte Frühsexualisierung

Ein Beispiel ist der obligatorische «Sexualkundeunterricht». Damit wird – oft gegen alle Erziehungsvorstellungen der Eltern – jenen (Gender-)Kreisen in die Hände gespielt, die aus ideologischen Gründen die Frühsexualisierung fördern wollen. 

Eine zentrale Funktion hat dabei die mit Steuergeldern des Bundesamtes für Gesundheit finanzierte, private Stiftung «Sexuelle Gesundheit Schweiz»(SGCH). Sie vermittelt sie den öffentlichen Schulen «Sexualkundeexperten/innen». Aus dem „Fonds für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch“werden Minderjährigen Abtreibungen finanziert, wenn die Eltern nicht zustimmen. Und über die Onlineplattform www.sexualaufklaerung-schule.chwerden «Kinder unterstützt, ein erfüllendes Sexualleben zu führen». Anvisiert wird dabei «eine frühe Sexualaufklärung, die bereits die ersten Lebensjahre mit einbezieht». Die umfasst den Sexualkundeunterricht bereits ab Kindergarten.

«Sexuelle Entfaltungsfreiheit» des Kindes?

Voraussetzung hierfür ist, bereits das Kleinkind als «sexuelles Wesen» zu begreifen. Dieses müsse im intimen Bereich «gefördert» werden. Immer öfter berichten Eltern über Unterricht zu den erogenen Zonen in der ersten Primarschulklasse oder über «Kondomunterricht»bei Zweit- und Drittklässlern. In der fünften oder sechsten Primarklasse sei ihrem Kind erklärt worden, wie man sich selber stimuliert, und über Stellungen, Analverkehr und Oralverkehr gesprochen worden. Dies fördere die sexuelle Entfaltungsfreiheit des Kindes – die SGCH spricht vom «Recht auf freie Entscheidung» – und diene dem Kindswohl. 

So hatte die SGCH auch nichts Klügeres zu tun, als mitten in der Covid-Pandemie im Oktober 2020 eine landesweite Kampagne zu den «positiven Wirkungen» der Selbstbefriedigung zu lancieren. Wahrlich ein nationales Problem. Eine wichtige Rolle spielt für die SGCH auch die «Sexualpädagogik der Vielfalt», die Primarschüler zum gleichgeschlechtlichen oder transsexuellen Coming-out motivieren will. 

Problematischer Wissenschaftsbegriff

Aber es geht nicht nur um Fragen der Moral, sondern es geht im öffentlichen Bildungswesen um ganz Grundsätzliches. Vor allem an den Mittelschulen wird Wissenschaft als Gegensatz zum Glauben dargestellt. Und da Vernunft und Glaube als Gegensatz verstanden werden, wird sog. «wissenschaftlicher» Unterricht deshalb zwangsläufig agnostisch, vielleicht sogar atheistisch. Jeder Glaube – auch der christliche Glaube – wird dabei zum «Aberglauben» erklärt. 

Viele Eltern versuchen ihren Kindern früh den christlichen Glauben mit auf den Lebensweg zu geben. Später kämpfen sie dann damit, dass ihre Jugendlichen diesen Glauben im öffentlichen Bildungswesen nicht verlieren. Bekennende christliche Lehrer, die in dieser kritischen Phase als Vorbild und Vermittler wirken könnten, gibt es kaum. Stattdessen werden die Kinder von strammen Feministinnen im Genderismus gedrillt. Ausgerechnet dem Genderismus, der – wohlverstanden! – mit Wissenschaft überhaupt nichts zu tun hat, sondern reine Ideologie ist.

Alternative: «Schule zuhause»

So greift der der Staat immer tiefer und früher in die Erziehungshoheit der Eltern ein. Hilfesuchenden Eltern bieten sich wenige Ausweichmöglichkeiten, wieder Unterricht zuhause („Home-Schooling“) oder die Privatschule.

Home-Schooling ist in der Schweiz erlaubt, jedoch unterscheiden sich die gesetzlichen Grundlagen von Kanton zu Kanton. Einen guten Überblick gibt die Website www.bildungzuhause.ch. Wahrend der Corona-Lockdowns leistete der Verein «Bildung zuhause» vielfältige Unterstützung von Eltern, deren Kinder daheim unterrichtet wurden. Dabei entdeckten viele die Vorteile der Wertvermittlung im Elternhaus.

Die Kinder neu finden

Willi Villiger, Vereinspräsident von «Bildung zuhause», meint dazu: «Viele Familien funktionieren ja heutzutage nur noch als eine Art Hotelbetrieb: Die Jugendlichen sind dauernd auf Achse: Hohe Präsenzzeiten in der Schule, familienextern organisierte Freizeitaktivitäten und Abhängen mit der Clique bilden eine Art Familienersatz. Verschärft wird die Situation oft durch die arbeitsbedingte Abwesenheit eines oder beider Elternteile, sodass ein eigentliches Familienleben mit einer je eigenen Familienkultur kaum mehr zustande kommt. Die Corona-Krise hat diesem Lebensstil ein abruptes Ende gesetzt und die Familienmitglieder lernten sich plötzlich in einer ganz neuen Art kennen. Die Kinder würden plötzlich wieder ‘normal’ und man erkannte in ihnen wieder die ‘eigenen Kinder’, nachdem sie vorher einem ständig grösser werdenden Entfremdungsprozess ausgesetzt waren. Plötzlich ist man sich wieder nahe und merkt, dass sich das auch auf die Lernfortschritte der Kinder auswirkt.»

Alternative: Christliche Privatschule

Als weitere Alternative bietet sich eine Privatschule an. Finanziell kommt man dabei allerdings rasch ans Limit. Die Eltern werden nämlich gleich doppelt zur Kasse gebeten: So zahlen sie mit ihren Steuergeldern die öffentliche Schule (die ihre Kinder ja gar nicht besuchen) und müssen zudem die Privatschule (in den meisten Kantonen) voll aus eigener Tasche berappen. Für zusätzliche Unruhe sorgte ein Bundesgerichtsentscheid vom Juli 2020, wonach Eltern selbst im blossen Falle einer Umplatzierung ihrer Kinder in eine andere Gemeinde Schulgeld zahlen müssen.

Die «Elternlobby Schweiz“ («www.elternlobby.ch) versucht dies zu ändern, scheiterte aber in verschiedenen Volksabstimmungen. In Bildungsfragen scheint die Staatsgläubigkeit der Schweizer Bevölkerung aber fast unglaublich – und dies obwohl viele Länder mit der freien Schulwahl sehr gute Erfahrungen gemacht haben.

Vorantreiben möchte die «Elternlobby» nebst Privatschulen die sog. «Freien Schulen». Zwar würden diese staatlich finanziert (etwa mit einem pro-Kopf-Beitrag), die Trägerschaft wäre jedoch nichtstaatlich (Vereine, Elternvereinigungen, usw.). Das Modell kommt damit den Bildungsgutschriften relativ nahe.

Christliche Schulen mit besonderem Auftrag

Eine entscheidende Rolle spielen nach wie vor christliche Privatschulen. Für Eltern, die mit den praktischen Auswirkungen des permissiven linksliberalen Mainstreams der Volksschule kämpfen, bilden sie eine wichtige Alternative. Im Gegensatz zur Volksschule sind sie noch ein Hort, wo christliche Bildungsideale empfangen und – zusammen mit anderen Kindern – gelebt werden können. Gerade für bekennende gläubige Familien sind christliche Privatschulen deshalb eine ideale Ergänzung zum Elternhaus.

Die Website www.christliche-schulen.chenthält eine Liste mit christlich orientierten Schulen der Deutschschweiz. Zu finden sind dort auch die nötigen Kontaktdaten. Daneben umfasst der 2009 gegründete Verein «Initiative für christliche Bildung» (ICBS) zehn freikirchliche Bekenntnisschulen (www.icbs.ch). Der icbs organisiert auch Bildungssymposien, berät Schulen und unterstützt Schulgründungsinitiativen. Auf der Website und auf Facebook bietet der Verein «icbs» ausgezeichnete Vernetzungsmöglichkeiten und reichhaltige Information (inkl. Stellenangebote bei christlichen Schulen).

 Celsa Brunner

                                                                  

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