Der militante Feminismus feiert seit einigen Jahren einen erschreckenden Siegeszug. Dabei geht es nicht mehr um Gleichberechtigung, sondern um einen verbissenen, ideologischen Hass gegen das Mannsein an sich.
Völlig selbstverständlich ist in Tagesmedien und Magazinen inzwischen von einer «toxischen Männlichkeit» die Rede, wobei die beiden Begriffe gewissermassen als zwangsläufig verbunden dargestellt werden. In dieser Sicht ist «der Mann» ein Monster, das auf jeden Fall umerzogen werden muss. Zumindest müssen Frauen – und auch Familien – vor dem fleischgewordenen Bösen geschützt werden.
«Misogyne Machtstrukturen des Patriarchats»
Die iranisch-deutsche Autorin Shila Behjat veröffentlichte dieses Frühjahr ein viel bejubeltes Buch zum Thema: «Der Feind in meinem Bauch – wie Feministinnen mit dem ‘Schock’ umgehen, Mutter eines Sohnes zu werden». Die im hippen, progressiven Berlin lebende Behjat machte gleich auf der ersten Seite klar, worum es geht. Sie schreibt: «Der Feminismus, wie ich ihn gelernt habe, stellt als End-Vision auch das Ende des Mannes in Aussicht, auf jeden Fall des weissen Mannes, wie er heute alles und jedes dominiert.»
In letzter Konsequenz, so gesteht Behjat, gehörten auch ihre Söhne abgeschafft. Nur so können die «misogynen Machtstrukturen» des Patriarchats beseitigt werden, das «Frauen, Mädchen und non-binäre Menschen» unterdrückt und «die natürlichen Ressourcen des Planeten bis zur Auslöschung» ausbeutet. Da es mit der physischen Liquidierung der Männer schlecht klappt, springen allerorts «Gleichstellungsbüros», feministische Aktionsgruppen und Frauenmagazine in die Bresche, um «den Mann» mindestens in der öffentlichen Wahrnehmung zu diffamieren.
Genau wie der Genderismus hat auch dieser militante, männerfeindliche Feminismus verheerende Konsequenzen. Die positiv beurteilte Gestalt des Mannes und Vaters wird systematisch ausgelöscht – und damit auch dessen Vorbildfunktion. Im natürlichen Funktionieren von Familie und Gesellschaft müsste der selbst- und verantwortungsbewusste Mann und Vater jedoch eine zentrale Rolle spielen – und zwar nicht nur gegenüber seinen Söhnen, sondern auch gegenüber den Töchtern.
Die «fehlenden Väter»
Heute werden zwei von fünf Ehen in der Schweiz wieder geschieden und bei fast der Hälfte der Scheidungen (46%) sind minderjährige Kinder involviert. So gibt es derzeit rund 200’000 Einelternhaushalte (16,5 % aller Haushalte) mit Kindern. Und in 9 von 10 dieser Haushalte wirkt die Mutter als Alleinerziehende, d.h. die Kinder wachsen faktisch ohne Vater auf.
Ein wesentlicher Grund liegt in der Scheidungspraxis. Seit der Reform des Sorgerechts vom Juli 2014 ist von der «elterlichen Sorge» die «Obhut» zu unterscheiden, d.h. wer die Kinder im Alltag betreut und wo sie wohnen. Zwar wird inzwischen gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) die «gemeinsame elterliche Sorge» für 80% aller Fälle angewendet, aber bei der «alternierenden Obhut» teilt sich nur ein Sechstel der getrennten oder geschiedenen Eltern die Kinderbetreuung effektiv auf. In der Praxis verbringt die Mehrzahl der Kinder den Grossteil der Nächte bei der Mutter. Hinzu kommt, dass die Kinder gemäss einer aktuellen Studie der Kommission für Familienfragen (EKFF) kaum nach ihrer Meinung gefragt werden: War ein Kind bei der Trennung 8 bis 17 Jahre alt, so hat nur rund die Hälfte der Eltern es beim Aushandeln des Familienarrangements nach seinen Wünschen gefragt. War das Kind jünger, sinkt der Anteil gar auf knapp einen Viertel.
Noch extremer ist es, wenn das Sorgerecht nur einem Elternteil zugesprochen wird: Dort ist dann das Verhältnis 22 zu 1 zugunsten der Mutter. Konkret: Nur in einem von 23 Fällen bekommt der Vater das Sorgerecht. Das gesellschaftliche Problem sind deshalb nicht so sehr nicht die «fehlenden Mütter», sondern vielmehr die «fehlenden Väter». Und dieses physische oder emotionale Fehlen der Väter in den Familien – seien es Alleinerziehende oder intakte Familien – gibt Anlass zu grosser Besorgnis.
Schwere Auswirkungen
Ein fehlender Vater führt bei Kindern oft zu Verlustängsten, Schuldgefühlen und einem angeschlagenen Selbstwertgefühl. Der daraus folgende Vertrauensverlust führt später bei Männern zur Unfähigkeit, die eigene Rolle in Familie und Gesellschaft verantwortungsvoll zu definieren und wahrzunehmen. Die Folge sind nicht selten eine Bindungsunfähigkeit und ein kompensatorisches Suchtverhalten, was den Aufbau dauerhafter und vertrauensvoller, intimer Beziehungen enorm erschwert. Umgekehrt entwickeln Frauen unrealistische Erwartungen an Männer oder haben Schwierigkeiten, männliche Autoritätsfiguren zu akzeptieren. Wenn die Mutter bei Abwesenheit des Vaters versucht beide Elternfunktionen zu übernehmen, so führt dies oft zu übertriebener Fürsorge. Vor allem bei Mädchen folgen daraus im Teenageralter handfeste Konflikte.
Besonders Töchter auf Vater angewiesen
Die Beziehung zwischen Vätern und Töchtern ist vielfach von besonderer emotionaler Tiefe und Komplexität. Dies ergibt sich primär aus der Rolle des Vaters als erstes männliches Vorbild für die Tochter. Sein Verhalten und seine Einstellung gegenüber Frauen im Allgemeinen, und gegenüber der Tochter im Besonderen, prägen die Erwartungen, die ein junges Mädchen später an Männer hat. Die physische oder emotionale Abwesenheit des Vaters kann deshalb zu problematischen Mustern in späteren Partnerschaften führen. So etwa die permanente unbewusste Suche nach einer «väterlichen» Figur oder die Neigung, partnerschaftliche Beziehungen immer in einer emotionalen Distanz zu konstituieren – letztlich die Unfähigkeit zu lieben.
Aus der Entwicklungspsychologie ist bekannt, dass Knaben zuerst von ihren Vätern lernen, was ein Mann ist, wie er sich benimmt. Umgekehrt lernen Mädchen vom Vater, was sie von einem Mann erwarten können. Der Vater ist ein wichtiges Leitbild für die Kinder, die später das Erlernte nach draussen in die Gesellschaft tragen und mit darüber entscheiden, wie der «Mann des Alltags» für die kommende Generation aussieht. An sich müssten wir alle deshalb ein natürliches Interesse daran haben, anstelle des feministischen «Männerhasses» ein positives Vaterbild zu fördern.
Jesus Christus, auch in seiner Männlichkeit vorbildlich
Dies gilt ganz besonders für uns als Christen. Gerade in der Bibel wird die wichtige Rolle des Vaters sehr betont. Diese findet ihren Höhepunkt in der Darstellung des allmächtigen Schöpfergottes des Universums, aber auch als liebender Vater in der Geschichte des verlorenen Sohnes (Lukasevangelium 15, 11-32). Im weltweit bestbekannten Gebet der Bibel sind wir eingeladen, Gott als unseren Vater anzusprechen. Und laut dem Apostel Paulus gibt der Heilige Geist uns Christen das innere Zeugnis, dass wir Gott «Papa-Abba» rufen dürfen.
Die «feministische Theologie» stösst sich daran, dass der historische Jesus Christus ein Mann war. Doch gerade er war und ist uns ein männliches Vorbild, das wir in unserer Zeit und Kultur zu wenig finden. Jesus Christus war ein Mann, der genau wusste, was seine Lebensbestimmung ist. Er sprach Klartext mit den Menschen. Er liess sich nicht beeindrucken von Drohungen, Einschüchterung oder auch Stürmen der Natur. Gleichzeitig erbarmte er sich der Schwachen, Kranken und Ausgestossenen, herzte die Kinder und zeigte den Frauen – insbesondere auch den «gefallenen Frauen» – Respekt und Würde. Er konnte seine Gefühle öffentlich zeigen und weinte vor den Toren Jerusalems. Es gibt also durchaus auch ein biblisches Männer-Vorbild, an dem wir uns orientieren können!
Celsa Brunner