Seit Jahren wird uns Frauen gesagt, wir sollten finanziell unabhängig bleiben, uns nicht in einer Ehe knebeln lassen und «Gleichberechtigung» (was immer das heisst) fordern. Nun zeigt eine Studie auf, dass ein Grossteil der Frauen das gar nicht will.
Anfangs Mai bekam das Selbstverständnis unserer wackeren Feministinnen einen kräftigen Knacks. Zwei renommierte Wissenschafterinnen der Uni Zürich, eine Ökonomin (Prof. Margrit Osterloh) und eine Soziologin (Prof. Katja Rost), befragten nämlich rund 10’000 Zürcher Studentinnen und Studenten nach ihren Vorstellungen zu Beruf und Familie. Dabei wollten sie die sog. «Leaky Pipeline» erforschen, d.h. wieso der Frauenanteil auf höheren Karrierestufen stetig sinkt.
Lieber Familie statt Karriere
Das Resultat wurde am 7. Mai in der «SonntagsZeitung» publiziert[1]. Und es war für viele Feministinnen ein Schock. Ein Grossteil der befragten Studentinnen erklärte nämlich, auf eine berufliche Karriere verzichten zu wollen und sich stattdessen dereinst lieber Familie und Kindern zu widmen. Dies erstaunt – versuchen uns doch «Gleichstellungsbeauftragte» seit Jahren landauf landab weiszumachen, der Minderanteil von Frauen in Kaderpositionen («Gender Gap») sei keine freie Wahl, sondern beruhe auf äusseren Zwängen.
Und gegen diese äusseren Zwänge müsse mit «Gleichstellungsmassnahmen» wie Frauenquoten, kostenlosen Kinderkrippen, Ausbildungsförderung, Steuerung der Berufswahl, finanziellen Erleichterungen und vielem anderem vorgegangen werden. Ein bundesrätlicher Aktionsplan für dieses «Gender Mainstreaming» mit Hunderten von Massnahmen wurde bereits 2002 aufgesetzt. Weil Kinder generell als Hindernis zur Gleichstellung gelten, forderte der Katalog gleich auch noch die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs (Massnahme C11).
Empörungsbewirtschaftung
Schlagartig nach der Veröffentlichung in der «SonntagsZeitung» trat die linke Empörungsindustrie in Aktion. Natürlich: Was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Wer sich nicht über den Journalisten ärgerte, der über die Studie schrieb, regte sich über die beiden Autorinnen auf. Osterloh und Rost hätten keine Ahnung, hiess es in den sozialen Dauerempörungsbewirtschaftungsportalen. Die Studie sei schlampig und unwissenschaftlich. Ein eigentlicher Hass-Sturm ging auf die beiden Professorinnen nieder.
GLP-Nationalrätin Kathryn Bertschy, Co-Präsidentin des Frauendachverbandes «Alliance F», meinte: «In einer Welt, in der es schwieriger ist für Frauen, Karriere zu machen, ist es nicht erstaunlich, dass Frauen andere Wege wählen, um ihre Ziele zu erreichen. Die Studie macht nämlich keine Aussage darüber, ob dieses anscheinend angestrebte Leben als Zweitverdienerin wirklich die erste Wahl der Frauen ist oder ob sie sich einfach der Realität anpassen und bereits wissen, dass es wegen teuren – und teilweise in der öffentlichen Meinung verpönten – Kinderbetreuungsplätzen, steuerlicher Benachteiligung und fehlender Elternzeit sowieso auf diese Rollenteilung hinausläuft.»
Auch Frauen haben ein Recht auf Familie!
Bertschy und ihre Gesinnungsgenossinnen kommen einfach nicht los von ihrer ideologischen Fixierung und wiederholen mantramässig ständig die Parole von der «Diskriminierung der Frau». Sie meinen damit die formale Gleichstellung von Mann und Frau in Politik, Beruf und Karriere.
Tatsächlich ist es korrekt: Frauen sind diskriminiert – aber es geht um etwas ganz anderes! Sie sind diskriminiert bei den Steuerabzügen für Betreuungskosten (nur Fremdbetreuung abziehbar), der Progression bei den direkten Bundessteuern und vielen sonstigen Massnahmen, mit denen Staat und Wirtschaft die Mütter zwecks volkswirtschaftlicher Produktivitätssteigerung in den Erwerbsprozess zwingen wollen. Frauen verlieren damit ihr Wahlrecht. Sie verlieren die freie Wahl, einfach nur Mutter und Familienmanagerin zu sein. Der Staat nötigt sie zur Erwerbsarbeit ausser Haus.
Mutterschaftsstrafe beim Lohn
Besonders eklatant zeigt sich die Diskriminierung bei der Mutterschaftsstrafe: Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ist heute fast verschwunden – bis zum Moment, wo junge Menschen Eltern werden. Sprich: wenn sie Kinder bekommen und heiraten. In dieselbe Richtung zielt auch die Aufschlüsselung nach dem Alter. Bis zum 30. Lebensjahr verdienen Frauen und Männer im Mittel gleichviel, weil viele Frauen bis dahin noch keine Kinder haben.
Die Familiengründung hat deshalb gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) entscheidenden Einfluss auf die Lohnunterschiede. Konkret: Frauen verdienten 2020 im Median 10,8% weniger als Männer in derselben Position – und zwar nicht einfach, weil sie Frauen sind, sondern aufgrund ihres Zivilstandes, wegen schlechter bezahlter Teilzeitarbeit und ihrer familiären Situation.
Heiratsstrafe bei den Steuern
Auch bei der steuerlichen Heiratsstrafe sind primär Familien benachteiligt – und nicht die die kinderlosen Doppelverdiener, wie man häufig meint. Eine kürzlich an der Uni St. Gallen bekanntgewordene Forschungsarbeit[2] liefert die Zahlen. Sie beziffert die durchschnittliche Heiratsstrafe bei den Bundes-, Kantons- und Gemeindesteuern für alle Verheirateten im Erwerbsalter auf 868 Franken/Jahr. Nimmt man nur verheiratete Paare mit Kindern, so steigt die Benachteiligung auf mehr als das Doppelte, nämlich auf 2’128 Franken. Drei von vier Paaren sind davon betroffen.
«Die Heiratsstrafe führt dazu, dass viele Paare auf eine Eheschliessung verzichten. So können sie der steuerlichen Mehrbelastung entgehen», erklärt Studienautorin Nadia Myohl. «Insbesondere kinderlose Paare wählen das Konkubinat, um Geld zu sparen. Sobald ein Paar aber Kinder hat, ändert sich das Bild: Eltern sind stärker auf das Sicherheitsnetz der Ehe angewiesen. Deshalb nehmen sie die höheren Steuern, die durch eine Heirat entstehen, eher in Kauf.» Auch hier gilt der Mechanismus: Wer eine Familie gründet und heiratet, wird von Staat benachteiligt.
Zwist und Streit
Nicht zuletzt am sog. «Feministischen Streiktag» vom 14. Juni sah man zahlreiche violett vermummte Frauen mit geballten Fäusten. Die Aggressivität dieser Genderistinnen und Feministinnen lässt auf einen tiefen Hass schliessen. Sie können sich schlicht nicht damit abfinden, dass sich eine Frau in aller Freiheit für Kinder und Familie entscheidet – etwas, das ihnen als Gefängnis erscheint. Ihren eigenen, persönlichen Lebensentwurf wollen sie für alle Frauen verbindlich erklären. Die Folge sind Zwist und Streit nicht nur in der Gesellschaft, sondern bis in die Familien hinein.
Glück in der Familie
Wenn das Reservoir beruflich ehrgeiziger Frauen ohnehin relativ klein ist, sind Geschlechterquoten oder andere Vorzugsbehandlungen unnötig. Auch braucht es keine Offensive für Gratiskrippen im 24-Stunden-Betrieb oder eine mehrmonatige Elternzeit. Wer sich ein Leben als Veterinärin im Halbtagespensum mit Kindern, Haus und Garten vorstellt, wird wegen solcher Angebote nicht zur Vollzeit-Karrierefrau.
Dass Frauen bei der Berufswahl und den Ambitionen andere Präferenzen haben als Männer, ist augenfällig. Und dass sie als Mütter gerne Zeit mit ihren Kindern verbringen und sich nicht als «unbezahlte Care-Arbeiterin» verstehen, ebenfalls. Familie macht viele Frauen glücklich. Auch Studierte.
[1] www.suz.uzh.ch/de/institut/professuren/rost/Leaky-Pipline.html.
[2] www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/die-heiratsstrafe-trifft-vor-allem-familien-mit-kindern-ld.1736841
Claudia Kaufmann, Leiterin Familienhilfe, AG «Jugend und Familie»