Spaltungen überwinden – Verletzungen heilen!

Corona, Corona, Corona. Über zwei Jahre hat das Thema Politik und Öffentlichkeit bewegt. Tiefe Risse in der Gesellschaft sind entstanden – bis mitten in die Familien hinein. Die Kirchen blieben nicht verschont.

Zuerst war da einmal eine geistliche Orientierungslosigkeit. Manche Christen deuteten die Pandemie als fast endzeitliches Zeichen. Folgende Wirtschaftskrisen könnten zu Kriegen und Hungersnöten führen und damit die Endzeitrede von Matthäus 24-25 erfüllen: Corona als Wegbereiterin einer Welteinheitsregierung unter der Führung des Antichristen, wie in der Johannesoffenbarung angekündigt. Andere sahen im Notrecht diktatorische Kräfte am Werk.

Hassbotschaften in den Medien

Gleichzeitig nutzten Mainstream-Medien und «Sektenexperten» die Chance, um gezielt Stimmung gegen Christen zu machen: «Fundamentalistische Christen sind Coronaleugner» konnte man bereits 2020 lesen. «Die Angst der Frommen vor der Corona-Impfung» titelten die Zeitungen der «Tages-Anzeiger»-Gruppe zum Neujahr 2021. Der Artikel wurde auch vom offiziellen katholischen Medienportal kath.ch übernommen. Und als Ende November 2021 der 64jährige amerikanische TV-Evangelist Marcus Lamb an Covid starb, war das für viele Medien Anlass, all jene lächerlich zu machen, die an den «wissenschaftlichen» Corona-Massnahmen zweifelten – und mochten diese Massnahmen noch so unsinnig sein.

Verbissene Debatten

Umgekehrt erfuhren mitunter all jene Anfeindungen, die sich pro Impfung äusserten. Als der Dachverband Freikirchen.ch am 4. Januar 2021 – nach Konsultation der «Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ärzte der Schweiz» (AGEAS) – eine Impfempfehlung abgab, prasselte die Kritik nur so auf Präsident Peter Schneeberger nieder. Da konnte Prof. Samuel Pfeiffer (Klinik Sonnenhalde, Riehen) im «idea» lange für «Gelassenheit, Gottvertrauen und Geduld» plädieren. Die Verwirrung der Geister war perfekt – und sie äusserte sich in teils heftigen, verbissenen Positionsbezügen dafür und dagegen.

Hinzu kamen praktische Probleme: Grosse Gottesdienste wurden zeitweilig verboten. Später kam die Separierung von Geimpften und Ungeimpften. Die Rückkehr vom Lockdown zur Normalität ist für viele Gemeinden schwierig. Verschiedene Trends wurden beschleunigt und verstärkt. Gottesdienste füllen sich nur zögernd. Vorher treue Mitarbeitende sind von der Bildfläche verschwunden. Zwar war die Krise für manche Kirche ein Anlass, neue und innovative Angebote zu schaffen. Aber die in den letzten zwei Jahren entstandenen Spannungen und Verletzungen sind tief – sowohl individuell, als auch in den Gemeinden.

Botschafter der Versöhnung gesucht

Klar: Viele Menschen lebten in Angst. Aber berechtigte das kontroverse Thema uns Christen, einander dermassen «an den Karren zu fahren»? Die Konsequenz war gewissermassen: «Diskussion gewonnen – Bruder/Schwester verloren». Bravo! Welch wunderbares Zeugnis für die christliche Frohbotschaft und Nächstenliebe haben wir damit vor der Welt abgelegt!

«Wie verhält sich ein Botschafter Christi?» Diese Frage hätte sich in dieser Situation mancher stellen sollen. Im Hebräer 1,3 steht, dass Jesus Christus den Abglanz und die Herrlichkeit von Gottes Wesen (Griechisch: den Charakter) offenbarte. Was zählt wohl bei Gott mehr, was ehrt Jesus mehr: Mein Charakter oder meine Meinung zum Impfen, zum Maskentragen? Was entspricht eher seiner Nachfolge? Worin bin ich ein Vertreter und Botschafter der Versöhnung? (vgl. 2 Kor. 5,14-20)

Schluss mit der Zwietracht!

Wir richten unsere Hoffnung auf Jesus Christus und orientieren uns an seinem Wort. Der Appell, der an uns ergeht, ist klar: Es ist Zeit, jede Zwietracht der letzten beiden Jahre zur Seite zu legen!

«Solange wir also noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun, besonders denen, die mit uns durch den Glauben verbunden sind» (Gal 6,10). Der Aufruf gilt für uns unter Christen. Aber er reicht bis in die Familien hinein, in die Gemeinden, in die Gesellschaft

Vorsicht gegenüber dem Staat!

Aber seien wir dabei nicht naiv! Wir leben in einem schwierigen Umfeld. Der vorherrschende, militante Laizismus ist aggressiv und bösartig. Ein Beispiel bietet die pietätslose Auseinandersetzung um den Basler Friedhof Hörnli, dem grössten der Schweiz. Dort will die Verwaltung den Friedhof von jeder christlichen Symbolik «säubern», Kapellen umbenennen und alles entfernen, was irgendwie an den christlichen Glauben erinnert. Solche Symbole seien für einige Nichtchristen ein «Problem».

In dieselbe Richtung geht der Griff des Staates nach unseren Kindern, womit die elterliche Erziehungshoheit unterlaufen wird. Zwar gibt es noch keine direkten Verordnungen, die uns zwingen unseren Glauben zu verleugnen oder jemand anderen zu verehren als Christus. Aber der säkulär-agnostisch-atheistische Staat verhindert in vielen Bereichen, dass wir unsere Lebensgestaltung nach den christlichen Geboten und Verboten ausrichten dürfen.

Insgesamt zeigt der heutige Staat deutlich atheistische, mitunter totalitäre Ansätze. Gerade der Begriff «Gesundheit» bietet einem zutiefst unchristlichen Verwaltungsapparat die Möglichkeit, in die tiefste Privatsphäre des Individuums einzugreifen. Wenn der Staat die Macht bekommt, Menschen «zu zertifizieren», bzw, «nicht zu zertifizieren», so bewegen wir uns in einer gefährlichen Sphäre.

Aufruf zum Versöhnungsgebet

Mit dem Ende der staatlichen Corona-Massnahmen ist der Moment für Busse, Vergebung und Heilung gekommen – in den Familien, in der Gemeinde, in der Gesellschaft.

Die Kirchen nehmen dabei als Ort des Gebets eine wichtige Stellung ein. Treffen wir uns zu gemeinsamen Versöhnungsgottesdiensten und beten wir um Versöhnung:

  • Für alle Paare und Familien, die sich aufgrund der Einschränkungen lange nicht mehr sehen konnten und zerstritten haben.
  • Für alle kirchlich Arbeitenden, die während der Pandemie mit riesigem Einsatz den Gemeindeangehörigen aller Generationen ein präsentes und geschütztes Erlebnis in der Kirche ermöglichten.
  • Für duldsame Gemeindeglieder, die Massnahmen mitgetragen und sich an die Vorschriften gehalten haben.
  • Für Gemeindeglieder, die sich aus eigener Vorsicht zurückzogen und sehr isoliert leben mussten.
  • Für Gemeindeglieder, welche die verordneten Massnahmen als bevormundend erlebten und sich zurückgezogen haben.
  • Für all jene, die während den Einschränkungen neu den Weg zur Kirche fanden und den hohen Wert einer lebendigen und frischen Gemeinde schätzen.

Celsa Brunner

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